Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Kaiser Franz Joseph und die Kriegführung 
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Behörden ein Bündnisangebot in die Hände, das Deutschland den Mexi¬ 
kanern für den Fall eines Bruches mit Amerika stellte. Bald darauf, Ende 
Jänner 1917, bereitete die Verkündung des uneingeschränkten U-Boot- 
krieges durch Deutschland allen Vermittlungsabsichten Wilsons, wenn 
solche überhaupt noch bestanden, ein jähes Ende. 
Der Tod des Kaisers Franz Joseph 
und der Thronwechsel 
Die Obersten Kriegsherren der Mittelmächte hatten ihren Armeen 
schon in der ersten Jännerwoche verkündet, daß die durchaus ableh¬ 
nende Antwort der Feinde auf die Friedensnote vom 12. Dezember die 
Fortführung des Kampfes erzwinge. Der Befehl an die Wehrmacht 
Österreich-Ungarns trug nicht mehr die Unterschrift des Kaisers und 
Königs Franz Joseph, sondern schon die seines jungen Erben und Nach¬ 
folgers Karl. 
Kaiser Franz Joseph war am 21. November 1916 um 9h abends im 
87. Lebensjahre und im 68. seiner Regierung zu seinen Vätern eingegan¬ 
gen. Es war eine der tragischesten Stunden in seinem an Tragik wahr¬ 
lich nicht armen Leben, als er sich, durch Jahrzehnte Hüter des Welt¬ 
friedens, im Sommer 1914 bestimmt sah, einzuwilligen, daß seine 
Regierung die erste Kriegserklärung des Weltkrieges erließ. Er trat 
in den großen Kampf ohne Illusion ein, lediglich von der Überzeugung 
erfüllt, daß sich sein Reich selbst preisgab, wenn es noch länger das 
Schwert in der Scheide ließe. „Wenn die Monarchie schon untergehen 
muß'V sagte er in jenen Tagen tiefernst zum Chef des Generalstabes, 
„dann soll sie es wenigstens in Ehren tun." 
Den Oberbefehl über die Feldarmeen persönlich zu übernehmen, 
war dem greisen Fürsten bei seinem hohen Alter versagt geblieben, Er 
stattete das auf den Kriegsschauplatz abgehende AOK. mit Machtbe¬ 
fugnissen aus, die es beim Feldheer fast unumschränkt schalten und 
walten ließen. Beinahe rührend klingen aus den in Conrads Denkwür¬ 
digkeiten veröffentlichten Briefen des Generaladjutanten Bolfras immer 
wieder die Klagen des Kaisers heraus, daß die Heeresleitung den Ober¬ 
sten Kriegsherrn fast ganz ohne Kenntnis der wirklichen Lage lasse; 
es liege dem kaiserlichen Herrn sicherlich ferne, sich in die Kriegfüh¬ 
rung einzumengen, er müsse aber doch Anspruch erheben, von den Er¬ 
eignissen mehr zu erfahren als die Öffentlichkeit durch den Presse¬
	        
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