Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Politik und Krieg an der Jahreswende 1916/17 
tung vor. Im Süden Palästinas mußten der Kommandant des dort ope¬ 
rierenden türk. VIII. Korps Dschemal Pascha und sein Stabschef, der 
bayr. Obstlt. Freih. v. Kreß, nach dem mißglückten Angriff auf den Suez¬ 
kanal, an dem auch zwei öst.-ung. Gebirgsb atte rien teilgenommen hatten, 
untätig zusehen, wie die Engländer, Bahn und Wasserleitung mit einer 
Tagesleistung bis zu 1000 m hinter sich her bauend, durch die Halb¬ 
insel Sinai gegen El Arisch vordrangen, das sie im Februar 1917 erreichten. 
Die Aussichten des ottomanischen Reiches für das kommende Kriegs¬ 
jahr waren sonach wenig hoffnungsvoll. Der Ungunst der Lage entsprach, 
bei aller Tapferkeit des einzelnen Kämpfers, die Verfassung des Heeres, 
das sieben, auf Kosten der anderen Fronten zusammengestellte und aus¬ 
gerüstete Divisionen selbstlos auf den europäischen Kriegsschauplätzen 
eingesetzt hatte x) und dafür in Kleinasien und am Tigris an Mann und 
Gerät allersehwersten Mangel litt. Kriegsseuchen taten ein übriges, die 
Linien der Türken zu lichten, und das denkbar schlechteste Verkehrsnetz 
machte es unmöglich, Lücken durch Ersatz rechtzeitig zu schließen oder 
Kräfte aus weniger bedrohten in gefährdetere Räume zu werfen. Den 
bei den Befehlsstäben an maßgebender Stelle eingeteilten deutschen Füh¬ 
rern und Generalstabsoffizieren wurde es mit zunehmender Kriegsdauer 
nicht leichter, das dem Türken bei aller Höflichkeit eigene Mißtrauen 
und seinen Fatalismus zu überwinden. 
Die zunehmende Sorge um den treuen türkischen Bundesgenossen 
und wegen des Verlustes der deutschen Kolonien, deren letzte, Deutsch¬ 
ostafrika, wohl auch nicht mehr zu retten war (S. 7), trat aber für den 
Augenblick hinter dem Urteil zurück, zu dem Ende 1916 die auf den 
Hauptkriegsschauplätzen eingetretene Lage berechtigte. So schwer die 
Kämpfe dieses dritten Kriegsjahres auf den Mittelmächten gelastet hat¬ 
ten und so sehr im Sommer die Lage manchmal zum Reißen gespannt 
was, als das Schicksals- und wechselvolle Jahr zur Neige ging, war auf 
dem europäischen Kriegstheater die Krise überwunden und auf der 
rumänischen Walstatt, auf der die Entente gehofft hatte, die Degen der 
geschlagenen Gegner sammeln zu können, hatte der Vierbund unbe¬ 
stritten die volle Initiative zurückerobert, die im Juni und im Juli 
verloren gegangen war. Das enge Zusammenarbeiten der Vierbund¬ 
mächte unter neuer, von uneingeschränktem Vertrauen getragener Füh¬ 
rung und die unvergleichlichen Leistungen der Kämpfer hatten die gro¬ 
ßen Gefahren, die unheildrohend heraufgezogen waren, noch einmal 
1) In Galizien kämpften zwei, gegen Rumänien drei, in Mazedonien zwei 
Divisionen.
	        
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