Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Politik und Krieg an der Jahreswende 1916/17 
An der Somme hatten die Alliierten zu Anfang September ihren 
Ansturm gegen die deutschen Stellungen wieder aufgenommen. Am 
Südflügel der Angriffsfront war eine neue deutsche Armee eingeschoben 
worden. Die Angreifer errangen wieder manchen örtlichen Erfolg. Schon 
stürmten die ersten Tanks ihrer Infanterie voran. Aber Ende September 
trat schlechtes Wetter ein und gleichzeitig begannen die Deutschen, ihre 
Kampfdivisionen regelmäßig abzulösen. Die Schlacht wurde zwischen den 
mit Wassern gefüllten Trichtern, in weglosem Gelände, noch sechs Wochen 
hindurch fortgeführt: immer wieder loderte sie bald hier, bald dort in 
neu entfachter Gluthitze auf. Aber Mitte November blieben die Briten 
vor den Ruinen von Bapaume, die Franzosen vor denen von Péronne 
liegen. Auf 35 km Frontbreite hatten die Alliierten an tiefster Stelle 
15 km Raum gewonnen — unter Verlusten durch Tod und Verwundung, 
die bei den Engländern 410.000, bei den Franzosen 300.000, bei den 
Deutschen allerdings auch 500.000 Mann betrugen. Mehr als hundert 
Divisionen hatten die Angreifer zwei-, drei-, viermal in die Schlacht 
geworfen. Dieses Ringen wurde auf solche Weise, wie der französische 
Schriftsteller de Civrieux schreibt, „der Typus der blutigen, von unseren 
Vorfahren nicht gekannten Zermürbungsschlachten, die trotz aller 
Errungenschaft der Chemie und der Ballistik den neuzeitlichen Krieg 
auf den Stand der Barbarenkämpfe herabdrückten, denen das Gemetzel 
Selbstzweck war"1). 
Vor Verdun hatte am 2. September Kaiser Wilhelm auf Antrag 
Hindenburgs die völlige Einstellung jeglicher Angriffe verfügt, da deren 
Fortführung aussichtslos geworden war. Dennoch fraß, wie Ludendorff 
schreibt, Verdun als offenes Geschwür weiter, und am 24. Oktober flackerte 
aus der verhaltenen, fortschwelenden Glut ein heftiger französischer 
Gegenangriff empor, der den Deutschen das in Blut getauchte Werk Douau- 
mont entriß. Einige Tage später gaben die Deutschen auch den Trüm¬ 
merhaufen von Vaux auf, und am 15. Dezember gingen gegenüber einem 
neuen französischen Ansturm fast alle anderen Eroberungen auf dem 
Glacis von Verdun verloren. Die Idee, die Falkenhayn im Frühjahr dem 
Angriff auf die Maasfeste zugrunde gelegt hatte, hatte völligen Schiff¬ 
bruch erlitten. Hatte Falkenhayn bei Beginn des Ringens vor Verdun 
seine Rechnung darauf eingestellt, daß die Verluste des Feindes alsbald 
ein Mehrfaches von denen des deutschen Angreifers betragen würden, 
so ging am Schlüsse die Gleichung fast mit Null auf. Die Franzosen 
hatten 362.000, die Deutschen 337.000 Kämpfer durch Tod und Ver- 
r) Kühl, Der Weltkrieg im Urteil unserer Feinde (Berlin 1922), 36.
	        
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