Die Ursachen des Mißerfolges der Italiener
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Ergebnisse der siebenten Isonzoschlacht
Hiezu Skizze 1 der Beilage 31
Nur langsam verglomm die Schlacht in den folgenden Tagen. Immer
wieder fachten Versuche beider Teile, den Zug ihrer Stellungen durch
kleinere Unternehmen zu verbessern und die Arbeiten des Gegners
durch lebhaftes Feuer zu stören, den Brand vorübergehend von neuem
an. Hiezu mag auf italienischer Seite auch die Ablösung abgekämpfter
tBrigaden durch frische Truppen der bisher zurückgehaltenen Reserven
beigetragen haben, die nun bei ungeschwächter Kampfkraft Betätigung
suchten.
Auf öst.-ung. Seite versuchte FML. Schenk *), die wichtige Höhe
-<¡>- 144 und das auf der Trigonometerhöhe 208 in Feindeshand geblie¬
bene Grabenstück völlig wiederzugewinnen; doch mißlangen diese Teil¬
angriffe nach anfänglichen Erfolgen wegen der Übermacht des Feindes.
Karg waren die Vorteile, die die Armee Aosta trotz sorgfältigster
Vorbereitung und trotz des Einsatzes einer überwältigenden Zahl von
Kampfmitteln erzielt hatte. Lediglich im Nordteil des Schlachtfeldes
war bescheidener Raumgewinn erzielt worden; ansonsten konnten nur
die Besitznahme von Grabenstücken und kleine Einbeulungen der gegne¬
rischen Front als Erfolge gebucht werden.
Die italienische Führung hatte unzweifelhaft Gewandtheit im ein¬
heitlichen Einsatz größerer Heereskörper bewiesen; die Ausnützung von
Anfangserfolgen kam nach wie vor höchstens zu schüchternen Ansätzen.
So konnten selbst umfangreiche Einbrüche nicht zum Durchbruche aus¬
reifen. In dieser mangelhaften niederen Führung ist vor allem das
Ausbleiben des Schlachtenerfolges zu suchen. Gestützt auf die Zähigkeit
und den Opfermut der Karstkämpfer in vorderster Linie, konnte die
öst.-ung. Führung sparsam mit den wenigen verfügbaren Reserven wirt¬
schaften und sie dorthin werfen, wo wirklich höchste Gefahr drohte.
Cadorna sucht die Ursache des Ausbleibens des Erfolges vor allem
in der Ungunst der Witterung, die sowohl die Beobachtung erschwerte
als auch die Verwendung von Gasgeschoßen verhinderte. Dies veran-
laßte das italienische Oberkommando im Oktober zu dem Befehl, in
Hinkunft wichtige Kampfhandlungen nur dann zu beginnen, wenn die
!) Das Kommando des Abschnittes III b der Isonzofront wurde am 19. Septem¬
ber zum Gruppenkommando FML. Schenk ausgestaltet.