Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

Das Kräfteverhältnis im Abschnitt vor Görz 
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Gegen diese 181/2 Bataillone und 87 Geschütze der 58. ID., die unter 
dem Befehle des GM. Erwin Zeidler den Görzer Abschnitt seit Beginn 
des Krieges ruhmvoll verteidigte, trat nun das italienische VI. Korps 
mit seinen sechs zum Teil verstärkten Divisionen, unterstützt durch eine 
Artilleriemasse von etwa 500 Geschützen und 400 Minenwerfern, zum 
Angriff an. Eine mindestens vierfache Übermacht an Bataillonen, eine 
fast sechsfache Übermacht an Geschützen, die Minenwerfer nicht ge¬ 
rechnet, die sich an den Brennpunkten des Kampfes in ein groteskes 
Mißverhältnis steigerte, sollte den Erfolg sichern. Hiezu kam noch, 
daß der Feind über die Lage im Brückenkopf in allen Einzelheiten 
genauestens unterrichtet war. Am 13. Juli waren drei Offiziersanwärter 
aus Dalmatien vom Mt. Sabotino zum Feinde übergelaufen, die ziemlich 
wertvolle Angaben über ihren Abschnitt zu machen vermochten. In der 
Nacht auf den 1. August waren abermals zwei italienische und ein 
tschechischer Offiziersanwärter zum Feinde desertiert. Sie lieferten dort 
einen Plan über die Verteidigungsanlagen auf der Podgora aus, be¬ 
richteten über die Stärke und Zusammensetzung der Besatzung des 
Brückenkopfes, den Mangel an Reserven, die Kommandostandpunkte 
und gaben dem Feinde wichtige Anhaltspunkte über jene Fehler, die 
er sich in den bisherigen Schlachten hatte zuschulden kommen lassen. 
Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß dieser planmäßig vorbereitete 
Verrat den Beginn des Angriffes beschleunigt hatte, da der Feind seine 
Kenntnisse ausnützen wollte, ehe Verstärkungen herangekommen waren. 
Er ermöglichte es dem Feinde aber auch, jenen vollendet durchdachten 
Feuerplan zu entwerfen, dem jetzt in wenigen Stunden manch wichtiger 
Kernpunkt der Verteidigung zum Opfer fiel. 
Das vielstündige schwere Feuer hatte die Kampfgräben der ersten 
und der zweiten Linie bereits größtenteils eingeebnet und alle Verbin¬ 
dungen seit vielen Stunden unterbrochen, als um die Mittagsstunde die 
feindliche Artillerie ihre Zerstörungsarbeit zum Trommelfeuer gegen 
die Einbruchstellen auf dem Mt. Sabotino und auf der Podgora ver¬ 
dichtete. Durch dieses wurden noch die letzten Hindernisse in den Boden 
hineingestampft, die im gewachsenen Felsen ausgesprengten und beto¬ 
nierten Maschinengewehrstände zertrümmert, die Kaverneneingänge ver¬ 
legt, die Posten getötet, verwundet oder verschüttet. Die Stellungen des 
Görzer Brückenkopfes waren nur mehr ein vollständig zerschossener, 
wirrer, in Rauch und Staub gehüllter Trümmerhaufen. Da traten um 4 h 
nachm. die Sturmsäulen des italienischen VI. Korps an der ganzen Front 
des Brückenkopfes gleichzeitig zum Angriff an.
	        
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