Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

460 
Die Eroberung der Walachei 
einen Angriff an, jedoch so zögernd, daß er schon im Keime erstickt 
werden konnte. Am 1. November räumte die deutsche 121. ID. unter 
hervorragender Mitwirkung der Artillerie der k.u.k. 29. ID. das letzte 
Russennest aus, das knapp südlich von Witonie£ auf dem westlichen 
Stochodufer verblieben war; sie brachte hiebei 22 Offiziere und 1585 
Mann als Gefangene sowie eine Beute von 15 Maschinengewehren und 
7 Minenwerfern ein1). 
Die auffallende Abnahme der russischen Angriffslust fand eine 
Aufklärung in sehr bedeutsamen Aussagen von Gefangenen, wonach in 
der Armee Gurko nach dem letzten Mißlingen ihres Angriffes Gehor¬ 
samsverweigerungen, ja selbst offene Meutereien vorgekommen sein 
sollten. Solches ereignete sich zuerst bei der 4. SchD., die sich selbst den 
Namen „Eiserne Division" beigelegt hatte, und bei der 20. ID., worauf 
diese Bewegung sogar auf die Garde übergriff. Als bemerkenswert 
bezeichneten die Gefangenen, daß von der Notwendigkeit, die gegne¬ 
rischen Stellungen zu durchbrechen, um unbedingt die Eisenbahn 
Kowel—Wladimir-Wolynski zu erreichen, nicht mehr die Rede war. 
Diese Zersetzungserscheinungen im zaristischen Heere waren die ersten 
Anzeichen eines Zerfalles, auf den die Mittelmächte schon seit dem gro¬ 
ßen Rückzug der Russen im Jahre 1915 sehnsuchtsvoll gewartet hatten. 
General Gurko begann nun seine durch die andauernden Kämpfe 
arg durcheinander gewürfelten Verbände zu ordnen, da er die auch von 
Brussilow gutgeheißene Absicht hatte, den Angriff zur Zermürbung des 
Gegners noch in den letzten Oktobertagen zu wiederholen. Als ihm aber 
befohlen wurde, nach dem IV. sib. auch noch das XXXX. Korps nach 
Rumänien abzusenden, gab er den Gedanken an eine Erneuerung des 
Angriffes auf und traf Maßnahmen, um in einer Dauerstellung zu 
überwintern. Vielleicht waren auch die oben erwähnten Disziplin¬ 
widrigkeiten mitbestimmend für diesen Entschluß zur endgiltigen Ein¬ 
stellung des Angriffes. 
Bei der 4. Armee wurden Ende Oktober die Regimenter der 218. ID. 
aus den verschiedenen Frontabschnitten herausgezogen und im Räume 
südöstlich von Wladimir-Wolynski versammelt. 
Die außergewöhnlich langen und verlustvollen Kämpfe in Wolhynien, 
die am 4. Juni 1916 für die Russen so verheißungsvoll begonnen hatten, 
waren hiemit zu Ende. In wehmutsvoller Betrachtung der von den 
Russen erkämpften Erfolge, der hiebei gebrachten großen Blutopfer und 
1) Bruchmüller, Die deutsche Artillerie in den Durchbruchschlachten des 
Weltkrieges (Berlin 1921), 43 ff. — Schön, 29. ID., 72 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.