Abwehrmaßnahmen bei der k. u. k. 4. Armee
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klärer tasteten die Front ab. Gegen das Korps Szurmay und gegen die
Gruppe Beckmann schaufelten sich die Russen unentwegt heran; die
dawider versuchten Abwehrmaßnahmen versagten wie schon seinerzeit
im Juni (Bd. IV, S. 243 und 373). Gdl. Litzmann verstärkte die Graben¬
besatzungen der 11. ID. durch drei deutsche Bataillone, so daß von
nun an in allen Divisionsabschnitten — jenen der 37. HID., der am
wenigsten gefährdet schien, ausgenommen — deutsche und öst.-ung.
Truppen nebeneinander, ziemlich gleichmäßig verteilt, die vorderste Linie
verteidigten. Der Kavalleriegruppe Leonhardi gab Infanterie der 108. ID.
Rückhalt. An Reserven hatte Litzmann eine starke Nordgruppe hinter
der Naht der Korps Csanády und Szurmay sowie eine schwächere Süd¬
gruppe hinter dem linken Flügel der Gruppe Beckmann bereitgestellt1).
Überdies hatte das Oberkommando der Ostfront aus seinen Eingreif¬
truppen das Jägerregiment 6 nach Koniuchy herangebracht; hinter der
Reserve „Nord" verfügte der Armeekommandant, GO. Tersztyánszky, in
Lokaczy noch über das deutsche IR.422).
Mit ernster Entschlossenheit sah die Armeegruppe Litzmann dem
täglich erwarteten Ansturm des Feindes entgegen. Daß ein solcher dies¬
mal jedoch am Oberlauf des Stochod allem Anschein nach entfallen
werde, dafür sprach schon die verminderte Besetzung der Front durch
die Russen. In dieser Auffassung wurden die Führer der Verbündeten
auch durch die Aussagen von Gefangenen bestärkt, die beim deutschen
X. Korps eingeliefert worden waren und von Angriffsabsichten nichts
zu berichten wußten.
Die „Besondere Armee" der Russen, die dem rechten Flügel der
Armeegruppe Bernhardi gegenüberlag, erhielt am 28. August in GdK.
Gurko einen neuen Befehlshaber3), da weder die Stawka noch das Kom¬
mando der Südwestfront von der Führertätigkeit des Gen. Bezobrazow
befriedigt waren4). Dem Zaren lag besonders das Schicksal seiner Garde
am Herzen. So äußerte sich Nikolaus II. bei der Audienz, in der er
den Gen. Gurko zum Führer der „Besonderen Armee" bestellte, daß
„zu seinem Leidwesen" dieses wertvolle Angriffsmittel bisher „nicht
selten ohne die genügende Umsicht" verwendet worden sei; die Garde
„habe ungeheure Verluste erlitten, ohne den Nutzen zu bringen, den
man hätte erwarten dürfen. In die Eigenschaften des neuernannten
1) L i t z m a n n, II, 114 ff.
2) Vgl. die Kriegsgliederung der k. u. k. 4. Armee auf Beilage 20.
3) Zajontschkowskij, 64.
4) Broussilov, 222 f. — Knox, II, 473 ff.