Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug in Siebenbürgen 
Verhalten des IV. Griechenkorps läßt einen Schluß zu, wie sich das 
Hellenenheer allenfalls benommen haben würde, wenn die Mittelmächte 
zu Ende 1915 im Anschluß an die Eroberung Serbiens gegen Saloniki 
vorgestoßen hätten (Bd. III, S.259). 
Hatten die Bulgaren durch ihren Vorhieb den Ententemächten die 
Entschlußfreiheit vorweggenommen und ihnen dadurch eine arge Ver¬ 
legenheit bereitet, so ließen sie sich an der rumänischen Front mit der 
Erfüllung ihrer Bündnispflicht zunächst noch Zeit. 
Dieses Zögern ließen die Rumänen nicht ungenützt vorübergehen. 
Von der russischen Diplomatie angespornt, stellten sie in Sofia die Ab¬ 
tretung der Dobrudscha für den Fall in Aussicht, daß Bulgarien neutral 
bliebe. Die rumänischen Lockungen verfehlten bei dei bulgarischen 
Opposition nicht ihre Wirkung. Dazu kam der unleugbare Eindruck, den 
das Auftreten der Russen in der Dobrudscha im bulgarischen Volke 
hervorrief. Die Erinnerung an die Befreiung durch die Russen im Kriege 
1877/78 wurzelte doch noch zu tief in den Herzen der Bulgaren, als 
daß sie ohne Unbehagen einem Zusammenstoß zwischen ihren Truppen 
und den Russen, wie er sich in der Dobrudscha ergeben mußte, ent¬ 
gegengesehen hätten. Zwar betont Radoslawoff in seinen Erinnerun¬ 
gen1), Bulgarien habe nur zum Scheine, um Zeit zu gewinnen, die Fäden 
nach Bukarest nicht sofort zerrissen. Dennoch ist es bezeichnend, daß 
Sofia dem Heranführen des bei Adrianopel versammelten, für den 
Kampf gegen Rumänien bestimmten VI. Türkenkorps an die Donau in 
diesen Tagen noch erhebliche Schwierigkeiten in den Weg legte. 
Unterdessen war es jedoch auf der Donau zu Feindseligkeiten ge¬ 
kommen. Die Rumänen unternahmen am 27. August nachts, gleich nach 
der Kriegserklärung an Österreich-Ungarn, gegen die vor Ruscuk noch 
ahnungslos liegende k. u. k. Donauflottille einen Torpedoangriff, dem 
aber nur ein mit Öl und Kohle beladener Schlepp zum Opfer fiel. Die 
Flottille fuhr hierauf in den geschützten Raum im Belenekanal und 
bombardierte am 28. Bahn- und Hafenanlagen bei Giurgevo sowie rumä¬ 
nische Donauschiffe 2). Hiebei griff auch die bei Lelek auf bulgarischem 
Boden stehende 12 cm-Kanonenbatterie der k. u. k. Landgruppe ein3). 
Schließlich und vielleicht nicht unbeeinflußt durch den Geschütz¬ 
kampf an der Donau, bei dem die Stadt Ruscuk in Mitleidenschaft 
*) Radoslawoff, 206. 
2) Wulff, Österreich-Ungarns Donauflottille in den Kriegsjahren 1914—1916 
(Wien 1918), 181. 
3) Kellner, 18 ff.
	        
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