Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Der Feldzug in Siebenbürgen 
Donau aus dieses Vorgehen zu fördern. Die russische Flotte im Schwar¬ 
zen Meer sollte die bulgarischen Häfen Varna und Burgas berennen. 
Das rumänische Heer hatte demnach einen Zweifrontenkrieg zu 
führen: mit der Hauptkraft im festen Anschluß an die gewaltige Heeres¬ 
macht Rußlands eine Offensive gegen Nordwesten, im Süden bis zum 
Eintreffen des russischen Hilfskorps vorerst einen Abwehrkampf. Der 
geringe Abstand der beiden Fronten hatte den Vorteil, daß Kräfte von 
dem einen zum anderen Kampfraum leicht verschoben werden konnten. 
Den Nachteil dieser Nähe, daß ein Mißerfolg rasch auch auf der andern 
Front fühlbar werden konnte, schwächte im Süden das gewaltige Hin¬ 
dernis der Donau ab. Trat in der Dobrudscha ein Rückschlag ein, so 
mußte die Heeresleitung die Nerven haben, einen südlich des Stromes 
erlittenen Mißerfolg hinzunehmen, bis in Siebenbürgen der Sieg er¬ 
kämpft war. Ein Vorstoß der Bulgaren auf das Nordufer war, so meinte 
Zottu, im Hinblick auf deren schwache Kräfte wenig wahrscheinlich. Die 
Mitwirkung deutscher Truppen sowie der öst.-ung. Donauflottille und 
sonstiger Hilfskräfte stellte der rumänische Operationsplan seltsamer¬ 
weise nicht in Rechnung. Glückte aber nach Eintreffen der Russen der 
Stoß nach Ostbulgarien, so gewann damit auch das Hauptheer in bedeu¬ 
tendem Maße an Freiheit des Handelns gegen Siebenbürgen. 
Die Eroberung des den Rumänen zugesprochenen Teiles von 
Ungarn hatte nach den Erwägungen und Plänen Zottus eine etwa 
vierzig Tage währende, nahezu völlige Tatenlosigkeit Österreich-Ungarns 
und seiner deutschen Verbündeten zur Voraussetzung. Der Operations¬ 
plan, der anfänglich eine umständliche und schematische Einleitung des 
Krieges und einen zweiten Aufmarsch in Siebenbürgen vorsah, war in 
weiterer Folge eigentlich eine Marschanweisung, für die man — ähnlich 
wie im Jahre 1913 gegen Bulgarien — einen möglichst kämpf- und 
verlustlosen Verlauf erhoffte. 
Verschiedentlich waren die Erwartungen und Hoffnungen, die man 
im Lager der Entente an das Eingreifen Rumäniens knüpfte. Der An¬ 
griff der Masse des rumänischen Heeres führte in ein politisch und 
strategisch äußerst wichtiges Gebiet, in die offene Südflanke der Mittel¬ 
mächte. Diese hatten bis nun unter größter Kraftanstrengung einen 
Durchbruch der Russen am Dniester und in Wolhynien zu vereiteln ver¬ 
mocht. Jetzt winkte aber die Möglichkeit, die Front von Süden her 
aufzurollen, denn es war kaum anzunehmen, daß die durch die Brus- 
silow-Offensive zu tiefst getroffene Donaumonarchie noch soviel Kräfte 
aufbringen werde, um die 700 km lange Grenze Siebenbürgens — bis
	        
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