Stellungskrieg bei der k. u. k. 4. Armee
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die bis zu den nächsten Stochodarmen streiften, taten den Russen durch
Aufheben von Feldwachen, Einschütten von Grabenstücken und Zer¬
stören von Stegen vielfach Abbruch. Im Abschnitt der 53. ID. säuberte
die Gruppe Bürkner durch einen Handstreich, den Teile des preußi¬
schen IR. 150 und des bayrischen IR. 3 in der Nacht vom 20. auf den
21. August ausführten, die Sanddüne von den letzten Russennestern.
Die wochenlang umstrittene Bodenwelle konnte nur durch Postierungen
gesichert werden; denn einer zahlreicheren Besatzung in zusammen¬
hängender Linie war der Aufenthalt unmöglich. Haufen von Ge¬
fallenen, der Sonnenglut ausgesetzt, verpesteten die Luft; beim Anlegen
neuer Gräben stieß man überall auf nur notdürftig verscharrte Leichen *).
Die umfangreichen Truppenzuschübe zur 3. Russenarmee (XXV.,
XXVI. und XXXIV. Korps) wurden bereits den verbündeten Führern
bekannt; unklar blieb nur, welche Gruppierung der Feind anzunehmen
beabsichtige. Im Vorgelände des k.u.k. II. Korps und der deutschen
107. ID., vor der alle vier Infanteriedivisionen der Zarengarde fest¬
gestellt wurden, arbeiteten die Russen an ihrer beliebten Angriffsvor¬
bereitung, einem Netz von Wabengräben. Die Verbündeten antworteten
mit nächtlichen Ausfällen und überraschenden Kanonaden. Damit der
rechte Flügel der Armeegruppe Bernhardi nach dem Abgange der deut¬
schen 10. LD. nicht jeglicher Reserve entbehre, schob GO. Linsingen aus
dem Bereiche der Gruppe Lüttwitz, vor der auch der Feind namhafte
Kräfte abgezogen hatte, die noch vorhandenen Teile der 86. ID. bis zum
25. August in den Raum um Hoîoby.
An der Front der 4. Armee und der Armeegruppe Marwitz wurde
der starre Stellungskrieg bis zum 27. August nur durch kleine Kampf¬
handlungen unterbrochen, die man um örtlicher Vorteile oder der Auf¬
klärung willen führte. Am 18. August abends gelang es den Russen, am
linken Flügel der deutschen 10. LD., im Walde nördlich von Szelwow,
in den Graben des SchR. 24 einzudringen; doch war der Zwischenfall
bald wieder behoben. Zahlreiche, während der nächsten Tage im Be¬
reiche der 4. Armee unternommene Vorstöße, die Gefangene und son¬
stige Beute einbrachten, klärten das Bild über die Kräfteverteilung
des Feindes. Er schwächte den Nordflügel der 8. Armee vor der Gruppe
Lüttwitz und drängte seine Divisionen vor der Armeegruppe Litzmann
zusammen. Seit dem 20. August wußten die Verbündeten, daß eine
Division des IV. sib. Korps zwischen Bubnow und Pustomyty die Front
verdichtete. Das Feuer, das die russischen Batterien in der Folgezeit
!) Geschichte des Infanterie-Regiments Nr. 150, I, 296 ff. — Stengel, 75.
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