Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August 
Führermaßnahmen bei Freund und Feind 
Es entsprach nicht der Wesensart des öst.-ung. Generalstabschefs 
und wurde von ihm sehr drückend empfunden, daß er sich an der Ost¬ 
front schon seit dem Juni die Gesetze des Handelns vom Feinde vorschrei¬ 
ben lassen und die namhaften Verstärkungen, die im Laufe des Sommers 
herangebracht worden waren, lediglich zum Auffangen von Hieben und 
zum Lückenausfüllen verwenden mußte. Dabei kamen die Verbündeten 
aus der undankbaren Rolle des Verteidigers nicht heraus. So drängte 
sich dem GO. Conrad um die Mitte des Monats August, als die Heeres¬ 
gruppe Erzherzog Karl eben eine schwere Krise überwunden hatte, die 
Frage auf, ob es nicht in letzter Stunde möglich wäre, einem neuer¬ 
lichen Ansturm der Russen durch einen Offensivschlag zuvorzukommen 
und durch einen Waffenerfolg ein gewisses Maß von Handlungsfreiheit 
zurückzugewinnen. Wohl war Conrad überzeugt, daß Rumänien schon 
in kurzer Frist in den Krieg eintreten werde. Die Hauptkräfte des 
rumänischen Heeres standen bereits an der Ost- und Südgrenze Sieben¬ 
bürgens. Aber es war nicht sicher, ob sich dieser neue Feind für das 
Losschlagen schon an einen ganz bestimmten Tag gebunden hatte. Gdl. 
Falkenhayn glaubte sogar, daß Rumänien erst im Oktober, nach dem Ein¬ 
bringen der Ernte, das Schwert gegen den Habsburgerstaat ziehen wer¬ 
de1). Wahrscheinlicher jedoch war, daß die Rumänen nur zuwarteten, 
bis die russischen Armeen wieder zum Angriff schritten und auf den 
Karpathenpässen erschienen. 
Am 17. August besprachen Conrad und Falkenhayn bei einer Zu¬ 
sammenkunft in Teschen verschiedene Angriffspläne. GO. Conrad hielt 
es — aus Sorge um Lemberg — vor allem geboten, daß die Armee¬ 
gruppe Marwitz vorstoße. Auch ein Angriff aus dem Räume von 
Zloczów auf Dubno wurde erwogen. Der öst.-ung. Generalstabschef 
versprach sich von dieser Richtung nichts Geringeres, als daß die Russen 
in Wolhynien von Süden her aufgerollt würden. Ernsthaft konnte jedoch 
an die Verwirklichung einer solchen weitausgreifenden Kriegshandlung 
nicht gedacht werden, da es ausgeschlossen war, die hiezu nötigen 
Kräfte — etwa zwanzig Divisionen — aufzubringen. So erschien nur 
ein rascher, einfacher Stoß, sei es aus der Mitte der Armee Bothmer, 
sei es aus dem Räume südlich vom Dniester, durchführbar zu sein. 
!) C r a m o n, Bundesgenosse, 76.
	        
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