Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August 
Vorbereitungen zu einer neuerlichen Offensive des 
Zarenheeres im Räume südlich vom Pripiatj 
Regelung der Angriffsziele durch die Stawka 
Schon am 9. August war dem Befehlshaber der russischen Südwest¬ 
front klar geworden, daß sein Plan, durch zwei zusammenlaufend 
gegen Kowel angesetzte Durchbruchskeile den Abwehrwall der Gegner 
zu zertrümmern, zum Scheitern verurteilt war. Brussilow brach daher 
noch am gleichen Tage, bevor der Fehlschlag ärgeren Umfang an¬ 
nehmen und größere Opfer verschlingen konnte, die Angriffe ab und 
wies die drei Armeen dies rechten Heeresflügels an, zur „tätigen Ver¬ 
teidigung" überzugehen1). Vom Einsatz der lange aufgesparten Garde, 
des Stolzes der russischen Kriegsmacht, hatte sich Alexejew im Kampfe 
um das strategische Ziel Kowel ein entscheidendes Schlachtergebnis 
erhofft. Es war gänzlich ausgeblieben. Gen. Bezobrazow suchte die Ur¬ 
sachen des Mißerfolges aus der Stärke des gut verschanzten Gegners 
zu erklären, der zumal an schwerer Artillerie und an Fliegern über¬ 
legen gewesen sei. Das Kräfteverhältnis der Angreifer an Kampfmitteln 
sei demnach von Haus aus, in der zweiten Phase der Schlacht auch nach 
der Streiterzahl ungünstig gewesen, denn die seit dem 28. Juli ein¬ 
gebüßten 40.000 Mann seien der „Besonderen Armee" bis zum 8. August 
nicht ersetzt worden2). Brussilow läßt in seinen Erinnerungen die "Über¬ 
legenheit der Deutschen gelten, weist aber noch auf andere, tiefer 
liegende Gründe hin. Die Gardetruppen, Offiziere wie Mannschaften, 
seien prächtige Soldaten, von Selbstvertrauen und bestem Kampfgeist 
erfüllt gewesen, die höheren Befehlshaber hätten jedoch der wünschens¬ 
werten Führereigenschaften, Kenntnisse, ja selbst einer ausreichenden 
Kriegserfahrung entbehrt. Die Garde sei zu lange jedem Gefecht ent¬ 
rückt gewesen. So habe namentlich für die neuartigen, besonderein 
Verhältnisse des Stellungskampfes, der die Artillerie und die tech¬ 
nischen Dienstzweige in den Vordergrund stelle, das notwendige Ver¬ 
ständnis gefehlt3). 
x) Klembowski, 90. 
2) Z a j o n t s e h k o w s k i j, 56. 
3) Mémoires du Général Broussilov, Guerre 1914—1918 (In französischer 
Sprache, Paris 1929), 221 ff. — Knox, II, 466, 472, betont dazu noch, daß die
	        
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