Volltext: Die Ereignisse von August bis zur Jahreswende ; 5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ; (5 : Das Kriegsjahr 1916 ; 2 ; [Textbd.] ;)

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Das Ringen im Osten von Ende Juli bis Ende August 
Pinsk das Hauptgewicht nicht, wie vorgeschrieben, der südlichen, son¬ 
dern der nördlichen Kampfgruppe übertragen hatte (Bd. IV, S. 643). 
Brussilow beabsichtigte daher am 31. Juli, das IV. sib. Korps vom Oginski- 
kanal an den unteren Stochod gegen Stobychwa zu überführen. Da aber 
mittlerweile das I. sib. Korps bei Olyka eintraf, beschloß er, mit diesen 
zwei frischen Divisionen die 3. Armee im Abschnitte Bol. Obzyr—Zarecze 
zu verstärken, wo ein Erfolg zu winken schien. Das IV. sib. Korps sollte 
sich im Räume Kiwercy—Klewañ als Reserve sammeln. 
Alexejew war auch mit der Art, wie die Südwestfront ihre Offensiv¬ 
unternehmen anzulegen pflegte, nicht einverstanden. So bemühte er sich 
am 2. August, den Stabschef Brussilows, Gen. Klembowski, davon zu 
überzeugen, daß es unzweckmäßig sei, alle Armeen gleichzeitig und 
gleichmäßig in großer Breite die starken Befestigungen des Gegners be- 
rennen zu lassen. Das vorhandene Übergewicht an Streitern wäre vor¬ 
teilhafter dazu auszunützen, um an den gewählten, wichtigen Angriffs¬ 
stellen überlegene Stoßkräfte zusammenzufassen. Die Übermacht gestatte 
auch, die geplanten Durchbrüche miteinander in Einklang zu bringen so¬ 
wie aus den Einbruchsräumen gegen Flanke und Rücken des Gegners zu 
wirken. Dadurch könnten überdies so opferreiche Stirnangriffe, wie sie 
eben von Lesch und Bezobrazow geführt worden waren, vermieden wer¬ 
den. Der Generalstabschef des Zaren regte an, ein Korps von der 7. Ar¬ 
mee, bei der keine Fortschritte zu erwarten seien, an die 9. Armee zu 
überweisen, damit diese ihren so erfolgversprechend angebahnten Er¬ 
folg gegen Stanislau ausbauen könne. 
Tags darauf besprach Brussilow mit Bezobrazow und Kaledin in 
Luck die Fortsetzung des Angriffes auf Kowel. Wie der britische 
Militärbevollmächtigte, Gen. Knox, berichtet, trat der betagte Gen. 
Bezobrazow sehr „piano" auf und wollte den Angriff nur vorsichtig 
weiterführen. Seine Artillerie sei gezwungen, blindlings zu feuern, da die 
überlegenen deutschen Flieger die Luft beherrschten und eine Ballon¬ 
beobachtung unmöglich machten1). Brussilow war für eine kraftvolle 
Wiederaufnahme der Offensive. Das Ergebnis der Beratung, das den 
korps rund 30.000 Mann eingebüßt, das I. und das XXX. Korps waren auf je 10.000 Mann 
zusammengeschmolzen. Bei der 8. Armee war bis zum 4. August das XXXIX. Korps 
auf 9000 Mann und das XXIII. auf 8000 Mann herabgesunken. Weniger geblutet 
hatten jene Truppen, die der k. u. k. 4. Armee gegenübergestanden waren. Das 
XXXX. Korps zählte noch 17.000 und das VIII. Korps 20.000 Mann. 
!) Knox, II, 464. — Die Heeresgruppe Linsingen verfügte seit Mitte Juli über 
ein sehr rühriges Kampffluggeschwader.
	        
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