Volltext: Reise einer Wienerin in das heilige Land (1. Band vierte verbesserte Auflage)

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gestellt, die nichts anderes zu thun haben, als zehn oder zwoͤlf 
glänzend reine, messingne Trinkschalen stets mit diesem er— 
frischenden Nektar zu füllen, und jedem Vorübergehenden 
er mag Türke oder Franke sein, zu reichen. Bier- und Wein—⸗ 
hallen findet man hier nicht. Wollte Gott, dieß wäre überall 
so. Wie mancher Teufel würde wenigstens kein armer sein 
und wie viele blieben bei ihrer hellen Vernunft. 
Unweit der Osmanije-Moschee ist der 
Selaven-Markt.“ 
Ich betrat ihn mit Herzklopfen, und bedauerte schon 
im voraus diese armen Geschöpfe. Wie erfreut war ich daher, 
sie nicht halb so traurig und verwahrlost zu finden, wie wir 
Europäer uns gewöhnlich vorstellen. Überall sah ich freund— 
lich lächelnde Gesichter, aus deren Grimassen und Bewegun⸗ 
gen man deutlich schließen konnte, daß sie über jeden Frem— 
den ihre Glossen und Bemerkungen machten. 
In einem großen Hofe laufen ringsherum kleine Kam— 
mern, in welchen die Sklaven wohnen. Bei Tage können 
sie im Hofe herumspazieren, sich gegegenseitig besuchen und 
schwätzen nach Belieben. ——— 
Auf so einem Markte sieht man natürlich alle Farben⸗ 
Abstufungen, von Lichtbraun bis, ins Rabenschwarze. Die 
Weißen und ausgezeichnet schönen Schwarzen sind nicht dem 
Auge jedes Fremden preisgegeben. Sie werden besonders in 
den Wohnungen der Seelenverkaͤufer verwahrt. Die Be— 
kleidung dieser Leute ist höchst einfach. Entweder haben sie 
nur ein großes Tuch, in welches fie sich einhüllen, oder sonst 
ein Stück von einer einfachen Kleidung, das den Koͤrper 
nothdürftig bedeckt, und selbst dieses müssen sie ablegen, 
wenn ein Kaͤufer erscheint. So lange sie in den Händen 
der Mäckler sind, werden sie freilich nicht am besten gehal— 
ten, sie sehen daher auch mit wahrer Freude dem Auͤgen⸗ 
hblicke entgegen, wo ihnen das Loos e inen Herrn bestimmt⸗
	        
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