Volltext: Reise einer Wienerin in das heilige Land (1. Band vierte verbesserte Auflage)

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Frauen ist leider auf dem zweiten Platze nicht vorhanden, 
jedoch wird wenigstens darauf gesehen, daß von dem dritten 
Platze Niemand auf den zweiten darf. An den Waͤnden 
laufen rings herum zwölf Schlafstellen, und vor denselben 
befinden sich gut gepolsterte breite Bänke. 
3.Apris 18412. 
Um 5 Uhr Morgens fuhren wir aus dem Hafen von 
Gallatz. Etwas später wurden uns Waschbecken und Hand⸗ 
tücher gereicht — eine Sache, die man auf den früheren 
Schiffen gar nicht kannte. Für die Verpflegung, welche 
ziemlich gut ist, zahlt man des Tages 1 fl. 30 kr. C. M. 
Gegen 10 Uhr gelangten wir an ein bessarabisches, sehr 
erbärmlich aussehendes Nest, Tchussu, wo eine Viertelstunde 
angelegt wurde, dann ging es unausgesetzt dem Meere zu. 
Idch freute mich schon lange auf das Einlaufen in das 
schwarze Meer, und dachte mir die Donau in der Nähe die⸗ 
ser Stelle selbst einem Meere gleich. Wie es aber im Leben 
gewöhnlich geht — „große Erwartungen, kleine Erfolge“ — 
so war es auch hier. Bei Gallatz ist die Donau sehr breit, 
aber eine geraume Strecke vor dem Ausflufsse theilt sie sich in 
so viele Arme, daß eigentlich keiner majestätisch zu nennen ist. 
Gegen 3 Uhr Nachmittags liefen wir endlich in's 
schwarze Meer ein. 
Da stuͤrmen nun von allen Seiten die Arme der Do— 
nau heran und drängen mit Ungestüm das Meer so weit zu⸗ 
rück, daß man nur in großer Ferne einen grünen Streifen 
desselben entdeckt. Über eine Stunde fährt man noch auf dem 
gelben, lehmichten, stark bewegten Süßwasser, bis man 
endlich die Gränze überschreitet, und von den salzigen 
Meexesfluthen getragen wird. Aquinoctial-Stürme und 
Unwetter trieben zu unserem Unglücke ihr Unwesen noch 
so arg, daß ganze Ladungen des salzigen Elementes unser 
Verdeck überschuütteten. Wir konnten uns kaum mehr auf 
dem Verdecke erhalten; und gelangten nurmit Hilfe
	        
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