Volltext: Österreich (3; 1923)

Vor Belgrad 1915. 
Von Oberst a. D. Anatol Mettel et, damals Oberstleutnant 
und Kommandant des selbständigen III. Bataillons des k. u. k. Infanterie¬ 
regimentes Nr. 74 und Kommandant der ersten Äberschiffungsstaffel. 
«^Lelgrad! — welcher andere Name läßt ein österreichisches SoU 
datenherz in gleichem Maße höher schlagen? — Ist nicht mit 
ihm Altösterreichs höchster Soldatenruhm, seine klassische Lselden- 
und Ruhmeszeit aufs innigste verknüpft, ist er nicht gewissermaßen 
das Symbol jener Zeit, in der Österreichs größter Staatsmann und 
Feldherr, Prinz Lugen von Savoyen, alle seine Feinde im Westen 
und Osten niedergeworfen und den Ruf kaiserlicher Waffen in 
Europas fernste Winkel getragen, bis er sich aufmachte, „Stadt und 
Festung Belgerad" dem „Türken" zu entreißen und sie dem „Kaiser 
wiederumb zu kriegen". So wenigstens verkündet es das 200 Jahre 
alte Soldatenlied, unter dessen begeisternden Klängen seit zwei Jahr¬ 
hunderten kaiserliche Soldaten gleich uns in Sieg und Tod gezogen. 
Und nun galt es wieder der trotzigen Feste, der Hauptstadt 
eines über die Gebühr ehrgeizigen und eroberungslüsternen, aber 
auch kriegerischen und fanatisch tapferen Volkes, das uns gewiß 
keine leichte Aufgabe zu lösen geben würde. 
Einmal schon in diesem weltringen war sie unser gewesen, die 
sogenannte „weiße Stadt" am Zusammenflüsse von Save und Donau. 
Aber Ungunst der Verhältnisse, von Jahreszeit, Wetter und feind¬ 
licher Übermacht hatten uns zum maßlosen ksohne der Serben da¬ 
mals gezwungen, unsere Eroberung wieder preiszugeben. Die 
Serben wagten freilich nicht, uns über die Save und Donau zu 
folgen und den Abtransport unseres ganzen dortigen Gpe- 
rationsheeres nach dem Norden und gegen den neuerstandenen 
Feind im Südwesten zu stören. 
Aber nun, das hofften wir zuversichtlich, sollte es endgültig 
zur Abrechnung mit dem größenwahnsinnigen Störenfried im Süd¬ 
osten kommen. Die stolze Serbenfeste, wenn sie nun zum ^7. Male 
in der christlichen Zeitrechnung den Besitzer wechselte und dabei zum 
fünften Male von österreichischen Waffen erobert wurde, sollte nun 
auch in unseren Lsänden bleiben — zum allermindesten in diesem 
Kriege. Denn diesesmal war es nicht wieder eine an Zahl weit 
schwächere, mit allen modernen Kampfmitteln und besonders an 
Artillerie mangelhaft ausgerüstete Armee, die in einer ungeheuer 
schwierigen Gperationsrichtung Serbien anzugreifen hatte — dies-
	        
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