Volltext: Gedenket der vorigen Tage!

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Holzspeicher bei diesem feinem väterlichen Hanse, in der 
unter den Scheitern nnd Spänen die alten Erbannngsgiiter 
der Väter verborgen lagen, damit sie nicht in unrechte Hände 
nnd dann wohl gar ans die brennenden Scheiter geriethen. 
— So lassen sich ans der Ramsan in vielen Häusern Bücher¬ 
bergungsorte nachweisen, die Bücher aber sind längst wieder 
an's Acht hervorgegangen und werden von den Nachkommen 
sorgsam bewahrt als die Zeugen der vorigen Tage des Leidens. 
Durch die 180 Jahre lange Reihe war den verborgenen 
Evangelischen nicht „beizukommen" ; sie waren so treu auf der 
Hut über ihrem theuren Kleinode, das wir nun offen tragen 
in der Freiheit goldener Fassung. O möchten wir jetzt solcher 
Treue Ehre machen mit unserem Herzen und Leben! — Und 
endlich kam das Morgenroth eines neuen Tages! Die Väter 
konnten es erst gar nicht glauben; sie waren viel zu sehr an 
schnöde List gewöhnt worden, um die erste Nachricht von der 
Duldung ihres Bekenntnisses nicht für eilte ttcite Falle an¬ 
zusehen, die aus Einmal das Verborgene aufdecken und Alles 
verderben sollte. Aber doch! Siehe, das Alte war vergangen, 
es war Alles neu geworden. 
4. Toleranz. 
Der westphälische Friede, zu Münster und in Osnabrück 
im Jahre 1648 geschlossen, machte den traurigen, das herr¬ 
liche Deutschland verwüstenden Kämpfen des dreißigjährigen 
Krieges ein Ende. Zwar erklärte Papst Junocenz X. den 
Frieden für „null und nichtig, kraftlos, ungerecht, unbillig, 
verdammt, verworfen, eitet und ohne allen Einfluß auf Ver¬ 
gangenheit, Gegenwart und Zukunft", allein es war doch 
Friede, und Deutschlands Geistes- und Religionsfreiheit war 
mit ihm gerettet. — Nur in den österreichischen Staaten er¬ 
hielten jene Bestimmungen des westfälischen Friedens, die den 
Augsburger Religionsfrieden bestätigten, keine Geltung; die 
katholischen Fürsten aus Habsbnrgs Geschlechte wollten regieren 
über ein katholisches Volk und es galt ja: cujus regio, ejus 
religio! Das Schicksal der „Akatholiken" lag iu der 
Hand des Laudesfürsten und „die Regenten Oesterreichs fanden
	        
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