Volltext: Das Obermühlviertler Bauernhaus und seine Schicksale in den Kriegszeiten

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Wenn wir durch die Dörfer und Fluren wandern, 
welche die fleißige Hand in unermüdeter Arbeit durch Jahr- 
hunderte hindurch dem Gesteine, Gestrüppe, Sumpfe und 
Walde abgerungen hat und noch fortgesetzt abringt, fällt 
uns auf, dass in der Körperart wie in der Aussprache und 
im Entgegenkommen der Menschen ein Unterschied herrscht. 
Da treffen wir einen kräftigen Menschenschlag, ernst und 
stahlhart, mit blauen Augen und blonden Haaren, dort 
schlankgewachsene, „schwuimige" Männer mit braunen Au- 
gen und braunen oder lichtblonden Haaren, wieder ander- 
wärts kleine Menschen mit schwarzen Augen und schwarzen, 
gekrausten Haaren, auch „bunkete" Männer fallen uns 
auf. Auch in der Art des Verkehres und in der Sprache 
ist ein Unterschied. Die einen sind freundlich, fröhlich und 
entgegenkommend, die anderen einsilbig, ernst, kurz, ver- 
schlossen und selbst trotzig. Diese Gegensätze erklärt nebst 
selbstverständlich individuellen und örtlichen Ursachen die Ab- 
stammung von mehreren deutschen Stämmen und in den 
Grenzgebieten eine Vermischung derselben. Im allgemeinen 
kann man sagen, dass, wie in Oberösterreich überhaupt, 
auch im Mühlviertel der größte Theil der Bewohner dem 
bairischen Stamme angehört, der von den Agilolfingern 
ostwärts geschoben wurde. Von den früheren slavischen (slo- 
venischen) Besiedlern, die verdrängt und aufgesogen wurden, 
blieben hie und da Berg-, Bach- und Ortsnamen und Eigen- 
thümlichkeiten an Geist und Leib in der Mischbevölkerung 
zurück. Die Karolinger siedelten Sachsen und Schwaben in 
der Mark im Osten an, die Babenberger zogen Franken in 
die schönen Gaue an der Donau, und Klöster und reich 
mit Grund ausgestattete und selbst kleine Geschlechter wett- 
eiferten nicht minder, aus dem Volksüberflusse der verschie- 
denen deutschen Stämme fleißige Siedler und Roder in ihre
	        
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