Volltext: Serbisches Tagebuch [34]

haariges hübsches Mädchen; das rosafarbene 
Kleid will zum Ernst der Augen gar nicht passen. 
Oder blickt das Bild so ernst mich nur an, weil ich 
Dragitzas böses Schicksal kenne? 
Auf dem Schreibtischchen das Briefchen einer 
Freundin, an Dragitza gerichtet: 
„Wann darf ich endlich zu Dir, Liebste? Um 
auf dem kleinen Kanapee zu sitzen und mit Dir zu 
plaudern? Etwa am Sonntag?" 
Das Briefchen ist unbeantwortet geblieben; 
Sonntag, der iz., das war der Tag der Flucht. 
— Und eine Ansichtskarte liegt da mit Aufschrift 
und Marke — Grüße Dragitzas ... Niemand 
hat die Karte abgesendet, und Gott weiß, ob er 
noch lebt, dem die Grüße galten.... Auf dem 
Kanapeechen sitze ich, der Eindringling, herein 
geweht vom Orkan, der durch Europa braust. 
Die Ortsnamen 
Semlin, kroatisch Zemun, magyarisch Zimony, 
kommt (nach Zunkovic) von Sem (gleich „Grenz 
punkt") her. Das griechische Sema, „Zeichen", das 
lateinische semi, „halb, geteilt", sind desselben 
Stammes, und in den Wörtern Simplon (Sem- 
plone), Semendria, Sempach, Semmering, Sie 
benbürgen (Semohrady) kehrt der Stamm wieder. 
Belgrad hat (wiederum nach Zunkovic) nichts 
mit bev, bell, „weiß" zu tun — es geht auf vel 
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