Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Ludwig Pfau. 
begriffen haben, was man geschrieben hat. Ich bin wahrlich zu— 
weilen ganz mißmuthig, wenn ich sehe, wie wenig man im Ganzen 
doch gewirkt hat. Man schreibt sich die Finger lahm und den 
Kopf leer und hintennach ist nicht nur die große Masse, sondern 
auch das Häuflein der sogenannten Gebildeten ebenso bornirt, wie 
vorher. Ich bin jetzt hier Großrath, d. h. so viel als Deputirter 
und hätte neulich bei einer Streitfrage über Kirche und Staat 
ganz dieselbe Rede halten können, die ich vor 82 Jahren, also vor 
einem ganzen Menschenalter, im Parlament zu Frankfurt gehalten 
—D 
kommen! In solchen Augenblicken der Entmuthigung giebt dann 
ein Brief, wie der von Ihnen, wieder einige Zuversicht, und dafür 
will ich Ihnen noch besonders danken. 
Mit diesem Danke muß ich aber auch schließen. Ich bin wirklich 
zu überhäuft mit Arbeit, als daß ich daran denken könnte, lange 
Briefe zu schreiben. Ich sehne mich nach den wenigen Tagen 
Ferien, die wir Ende dieses Monats haben werden, wie der gehetzte 
Hirsch nach Wasser — wenn man den ganzen Winter hindurch 
bon Morgens 8 bis Mitternacht im Joche gewesen ist, hat man 
einstweilen genug. 
Möge es Ihnen noch lange wohlergehen! 
C. Vogt. 
XIII. 
Lndwig Pfan an Deubler. 
Paris, den 11. Juni 1867, 
Boulevard de Strasbourg 67. 
Mein lieber Deubler! 
Meine Antwort hat lange auf sich warten lassen; aber ich 
bin sehr faul im Briefschreiben und es bedarf immer eines großen 
Entschlusses, bis ich dazu komme. Fahrende Leute wie ich, die bald 
da, bald dort sind und weder Herd noch Heimat haben, werden
	        
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