Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Josef Winkler an Deubler. 
wie wir. Das Leben ist so ernst, seine dunkeln Grundformen 
heißen Kampf und Arbeit; sein schönster Vicht— und Glanzpunkt 
ist nächst der Liebe die Freundschaft, die Liebe zum Menschen, zur 
Menschheit. Ich habe Dir schon oft schreiben wollen, aber ich ver— 
schob es immer, da ich doch zum Volksfest nach Linz wollte. Es 
kam jedoch anders: ich machte eine Reise zu meinem Freunde Dodel 
in Zürich. In seiner Begleitung besah ich die dortige Landes⸗ 
ausstellung, machte eine Fahrt. auf dem Vierwaldstättersee, eine 
Wallfahrt zur Tellsplatte u. s. w. und so kam es, daß ich nicht 
zu Dir kommen konnte. — 
LX. 
Kunstmaler Josef Winkler*) (aus München, s. 8. aber auf 
der Insel Kreta) an Denbler. 
Canea, den 1. Oktober 1866. 
Mein lieber Freund Deubler! 
Beinahe ein Vierteljahr warte ich vergeblich auf ein Lebens— 
zeichen von Dir, was einer Antwort ähnlich sähe, und ich will nicht 
hoffen, daß ich diese Zeilen an einen Todten schreibe. Ich mei— 
nerseits bin so frei, noch am Leben zu sein, was bei den hiesigen 
—V ein Wunder ist. Nun 
bald werden die Zeitungen voll sein von Nachrichten aus dem 
unvergleichlich schönen, nun so verödeten Kreta. Fast alle Dörfer 
sind gänzlich vernichtet. Die Weinberge und Baumpflanzungen 
vieler Ortschaften sind überdies so— zugerichtet, daß die Türken 
selbst über die Verwüstungen weinten, welche von den Ihrigen 
berübt wurden. Über 1200 Griechen, Weiber und Kinder, sind 
4) Val. J. Theil, S. 192, Fußnote.
	        
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