Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und Aschinger. 
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halte mich lieb und schreibe mir ja recht oft, wie es Dir geht und 
was Du denkst. Wenn Du ein für mich lesenswerthes Buch auf— 
stöberst, so mache es mir bekannt! 
(29. September 1871.) — — — Und dann jetzt unsere po— 
litische Lage! Ich habe mich leider wieder zu sehr in den politi⸗ 
schen Parteikampf hinein gewagt, weil ich immer glaubte, daß die 
Menschheit doch schon an der Hand der Wissenschaften über das 
mittelalterliche Getrödel hinausgekommen sei. — Es war Täuschung! 
Das Gesetz der Trägheit war stärker und ich bin auf das 
Schlimmste gefaßt. 
(1. März 1872.) So viel ich an unserem S. ... bemerkt 
habe, muß er auch eine doppelte Buchhaltung führen, um nicht 
seiner „freien Gemeinde“ vor den Kopf zu stoßen. — — Wir 
Zwei müssen schon ganz allein unsern Weg durchs Leben finden. — 
Wir sehen uns vergebens um Reisekameraden um! 
(Mai 1872.) Ich, bin fuchsteufelswild auf Dich! Auf der 
Eisenbahn fuhr ich Samstag Nachts an Wels vorbei in der frohen 
Hoffnung, Dich beim Kudlich-Fest in Linz ohnehin sicher zu 
— keine ein— 
zige befreundete Seele, der ich mich hätte anschließen oder meine 
Wahrnehmungen mittheilen können! 
Das Fest war wirklich großartig, imposant! Aber dennoch 
hat es mich nicht befriedigt. Warumꝰ Die Antwort kannst Du 
Dir selbst geben. 
Wie ich Dir schon längst gesagt habe, passen Du und ich ganz 
und gar nicht mehr zu einer freien Religions- oder liberal-poli— 
tischen Gesellschaft. Kudlich und alle seine recht braven achtungs— 
würdigen Gesinnungsgenossen sind mir vorgekommen wie Bau— 
meister, die im Übrigen recht geschickt sind, aber ein schönes Haus 
bauen wollen, ohne vorher für einen festen soliden Grund gesorgt 
zu haben. Der schwächste Wind würde eben den Prachtbau wieder 
in einen Trümmerhaufen verwandeln. Feuerbach erzählte mir 
einmal, daß ihn kurz vor dem badischen Aufstande (1848) Struve 
und Hecker zum Mitkämpfen aufgefordert hätten. Er habe es 
jedoch abgelehnt und jenen gewiß braven und redlichen Revolu⸗ 
Dodel-Port, Konrad Deubler. II. 8
	        
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