Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und Peters. 
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Konrad Deubler an Fr. Peters. 
Dorf Goisern, den 6. Dezember 18883. 
Lieber, guter Freund! 
Daß ich meinen schuldigen Dank für Ihre so werthvollen 
Geschenke erst jetzt abstatte, daran war, wie sich übrigens unter uns 
von selbst versteht, nicht Vergessenheit von meiner Seite schuld; 
im Gegentheil: ich dachte immer an Sie und eben nur deßwegen 
schrieb ich nicht an Sie, — ob der geistigen Kommunikation ver— 
nachlässigt man oft die äußerliche, briefliche. 
Ich habe soeben jetzt Ihr kostbares Geschenk, das prachtvoll, 
so schön geschriebenes Werk: Geschichte des großen Bauern— 
krieges von Zimmermann“ zu lesen angefangen und ver— 
gesse dabei auf alles Andere! Besonders interessirt mich die Geschichte 
Zuther's und der übrigen Reformatoren. 
Ich bin jetzt mit Luther so ziemlich im Klaren. Daß man 
jetzt überall seinen Geburtstag feiert, damit bin ich auch ganz ein— 
— stehen bleibt und von 
jenen ebenso verdienstvollen Männern, die sein angefangenes großes 
Werk vervollkommnet und verbessert haben, in den langen Reden 
kein Wort sagt!!? — Luther hat uns das Recht erkämpft, frei 
in der Bibel zu forschen; aber die neuere Wissenschaft hat sich 
das Recht erobert, frei über die Bibel zu forschen. Man feiert 
sheute] Luther, als ob der Übersetzung der Bibel nicht auch die Kritik 
der biblischen Übersetzungen gefolgt wäre, als ob Spin oza, Kant, 
Lessing, Feuerbach, Strauß, Darwin und viele andere, weit 
wichtigere Männer lals Luther)] gar nie in der Welt gewesen wären! 
Von Schiller, der ebenfalls am 10. November geboren 
worden ist, wurde nie Etwas erwähnt. Das gefällt mir nicht! 
Was für ein großer Fortschritt ist seit Luther's Zeiten bis
	        
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