Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

346 
Deubler und Rau. 
zudem weiß ich mich auf gutem Feuerbach'schen Boden, wenn 
auch Manches, was unser großer Meister gesagt hat, nicht wört— 
lich damit übereinzustimmen scheint. Lesen Sie gefäaäͤlligst das 
Vorwort zur 2. Aufl. vom „Wesen des Christenthums“, Seite 
10, die letzten 15 Zeilen; ferner im „Nachlaß“ 2. Band, Seite 
308, Absatz 2 und 83, 6 und 7, und Sie werden mir beistimmen. 
Schreiben Sie mir recht bald und ausführlich! Waren heuer 
Freunde und Naturforscher in Goisern? Nächstes Jahr komme 
ich sicher dahin. 
Herzlichen Gruß von Ihrem Freunde 
A. Rau. 
Marokko für alle Zeiten inne haben soll. Was aber meine andern ge— 
liebten Kinder, 1498 an der Zahl, anlangt, so will ich, daß man die 
Hälfte von ihnen rädert und die andere Hälfte verbrennt (vergl. Matth. 
XXII. 14, und Römer IX. 12-24); denn ich bin der Herr, Mulei Ismasl.“ 
Sicher würdet ihr den Marabuten, der euch dies erzählte, für den 
ärgsten Tollhäusler halten, dem je die afrikanische Sonne das Gehirn 
verbrannte. Wenn nun aber 3000 - 4000 Marabuten, die sich auf eure 
Kosten mästeten, euch dieselbe Geschichte wieder und wieder vorkäuten, was 
würdet ihr dann thun? Würdet ihr nicht in Versuchung gerathen, sie bei 
Brot und Wasser fasten zu lassen, bis sie wieder zu Verstande gekommen 
wären? — — — O, Ihr Supra- und Infralapsarier allzumal — — so 
werdet doch endlich Menschen und verwirret die Welt nicht länger durch 
so abgeschmackte und abscheuliche Dummheiten.“ — GVoltaire.) 
Wie himmelweit verschieden sind die Grundlagen für die Verneinung 
des freien Willens bei den Anhängern der kirchlichen Prädestinations— 
lehre einerseits und bei den materialistischen Naturforschern anderseits! 
Die letzteren haben das Entwicklungsprinzip für eine fortschreitende Ver— 
vollkommnung für sich; diese progressive Entwicklung ist als Naturgesetz 
erkannt und in dieser Erkenntnis liegt das segensreichste Erziehungs— 
mittel der weiter schreitenden Menschheit. Der wissende Mensch, der 
Erkennende, wird schließlich zum Herrn jener auch ihn bestimmenden 
Naturkräfte. Nur der Unwissende ist willenlos, der Spielball jener ihn 
scheinbar geheimnisvoll bedrängenden äußeren Agentien. Nur der Un— 
wissende hat keinen freien Willen und gleicht dann jenem Anhänger der 
Prädestinationslehre, welcher muthlos die Hände sinken läßt, weil er 
wähnt, sein Schicksal sei von Ewigkeit her vorausbestimmt und an der 
Gestaltung desselben sei von ihm aus Nichts zu ändern. Ja wohl: wir 
Andern haben Recht: Wissen macht frei!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.