Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Deubler und Heyse. 
XLII. 
Konrad Deubler und Paul Heyse. 
Deubler an Paul Heyse. 
Dorf Goisern, den 18. Oktober 1880. 
Verehrter Herr! 
Der Schreiber dieses schlecht geschriebenen Briefes ist im 
oorigen Monat in München gewesen. Meine Absicht war, Sie 
persönlich kennen zu lernen. Aus Ihren Schriften kenne ich Sie 
schon lange. Und auch ich bin Ihnen nicht so ganz unbekannt. 
Mein guter, hochverehrter Freund Julius Duboc hat Ihnen 
ein Buch gewidmet: „Reben und Ranken“, worin er mich auf 
Seite 288 in ziemlich unverdienter Glorifikation mit bengalischer 
Feuerbeleuchtung schilderte. Und in „Ludwig Feuerbach in seinem 
Briefwechsel und Nachlaß“ ist im zweiten Bande Manches von 
mir enthalten. 
Ich bin ein alter, ganz ungebildeter Bauer und habe erst 
in meinen reiferen Tagen ein bißchen Schreiben von mir selbst 
gelernt. Verzeihen Sie daher meine unorthographische schlechte 
Schrift! 
Ich wollte Sie kennen lernen; ich wollte Ihnen danken für 
den hohen Genuß, den mir Ihr Roman „Die Kinder der Welt“ 
verschafft hat! Ich bin Materialist aus Überzeugung. Meine 
Lehrer (die ich als meine Heiligen verehre) waren Feuerbach 
und Karl Vogt, J. C. Fischer, der Verfasser der empfehlens— 
werthen Schrift: „Die Freiheit des menschlichen Willens und die 
Einheit der Naturgesetze“. Mit meinem braven Freund J. Duboc, 
der sich mehr dem Spiritualismus hinneigt, habe ich schon öfters 
darüber disputirt. Da sind die Engländer jetzt oben auf! Th. 
Buckle und Darwin, Huxley und Maudsley u. s. w. 
Und da ich an langen Winterabenden meiner Familie öfters
	        
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