Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

Deubler und Hellwald. 
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Tief dagegen bedaure ich, Sie in München nicht getroffen zu haben, 
denn ich war auch dort, hörte alle diese Reden und theile voll— 
kom men Ihre Anschauungen. Wenn Sie noch für wissenschaft— 
liche Zeitschriften Geld ausgeben wollen, so halten sie sich den seit 
1. April d. J. erscheinenden „Kosmos“, eine darwinistische, unsere 
Weltanschauung vertretende Monatsschrift, die ich mit gründen 
geholfen; darin werden Sie (im Novemberheft) eine von mir ver— 
faßte Abfertigung Virchow's finden, die Ihnen sicher gefallen wird. 
Für die langen Winterabende bin ich so frei, Ihnen den soeben 
fertig gewordenen zweiten Band meiner „Erde“ mit der Bitte zu 
übersenden, auch fernerhin Ihre Geneigtheit bewahren zu wollen 
Ihrem von Herzen ergebenen 
Hellwald. 
Deubler. 
Dorf Goisern, den 4. Juli 1880. 
Mein theurer, verehrtester Herr Hellwald! 
Da Sie mir einst in einem Ihrer lieben Schreiben die Er— 
laubnis gaben, daß ich in wichtigen wissenschaftlichen Lebensfragen 
mich an Sie wenden dürfe, so erlaube ich mir, Sie mit einer 
Bitte zu belästigen; ich möchte nämlich gern wissen, was es denn 
eigentlich mit der „Entdeckung der Seele“ von Gustav 
Jäger für eine Bewandtnis hat? 
Ich bin mir zwar — — — — — über die Seele so ziem— 
lich im Reinen; abr — — — — — Dann möchte ich noch 
über Eines aufgeklärt sein: was ist denn eigentlich an der „Jäg er— 
Uniform“? Es müssen ja schon recht viele Menschen in Stutt— 
gart in einer solchen wollenen Kleidung ohne Leinen-Wäsche 
leben? Ist an dieser Sache etwas Wahres, oder ist es nur ein 
wissenschaftlicher Humbug ?ꝰ Seien Sie nicht böse, edler Men— 
schenfreund, daß ich altes Wirbelthier Sie über diese für mich 
so wichtige Sache um Aufklärung bitte. Ich habe schon so 
Manches von diesem Gustav Jäger gelesen, was mir sehr gut 
gefallen hat; er soll ein tüchtiger Naturforscher sein. Ich selbst 
trage schon viele Jahre wollene Hemden, die mir in unserm rauhen 
Gebirgsklima gute Dienste leisten, besonders in diesem regnerischen, 
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