Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Zweither Teil: Aus Konrad Deubler's Briefwechsel (1848-1884). (2)

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Konrad und Robert. 
L. F. ersucht, ich möchte, wenn es möglich wäre, in Rechenberg 
einen Besuch machen, F. hätte sich nämlich schon öfters beklagt, 
daß ich ihn vergessen habe, indes er mich doch gerne noch einmal 
sehen möchte. Am Sonntag bekam ich den Brief, am Montag 
früh reiste ich fort, Dinsstag früh um 8 Uhr war ich schon in 
Nürnberg. Mein erster Gang galt dem dortigen Prediger der 
freien Gemeinde, Scholl, einem Freund und Schüler Feuerbach's, 
der alle Wochen auf den Rechenberg hinausgeht und mir von 
unserem kranken Freunde ein trauriges Bild entwarf, mittheilend, 
es hätte ihn schon zwei Mal der Schlag getroffen und er läge schon 
mehrere Monate, gelähmt und der Sprache beraubt, im Bette. 
Sch. bat mich, nur gleich hinaus zu gehen, da vielleicht mein 
don Feuerbach so sehnlichst gewünschtes Erscheinen eine gute Wir— 
kung auf die gelähmten Sprachwerkzeuge ausüben würden. 
In dem Bauernhause auf dem Rechenberge empfingen mich 
die Tochter und die Frau F. mit großer Freude. Sie machten mir 
aber wenig Hoffnung, daß der Kranke mich erkennen würde. Die 
Tochter ging indes ins Krankenzimmer und sagte ihm, daß ich 
zum Besuche hier wäre. Bald kam sie wieder heraus und ersuchte 
mich, bis um 12 Uhr zu warten, da er vielleicht bis dorthin doch 
aufstehen würde, was nicht selten geschehe. Ich wartete also; wir 
saßen bei einer Tasse Kaffee beisammen und die Frauen erzählten 
mir ihre Leidensgeschicht. Da — auf einmal — ging langsam 
die Thüre des Krankenzimmers auf; mein Alter erscheint völlig 
angekleidet mit den Worten: „mein Deubler! mein guter alter 
Freund!“ 
Fällt er mir um den Hals; er weinte vor Freuden und 
Aufregung — auch ich weinte vor Freuden. Es wurde eine 
Flasche Portwein gebracht und wir tranken ein Glas um das andere. 
Die alte Frau Feuerbach mußte öfters hinausgehen, um sich un— 
gesehen vor Freuden ausweinen zu können. Der Alte aber redete 
in Einem fort über alles Mögliche, erkundigte sich um Alles, wie 
es in Österreich gehe, speziell wie es in Goisern und allen Personen 
ergehe, die er im Salzkammergut kennen gelernt hat u. s. w. Es 
wurden nun auch für die künftigen Sommermonate neue Pläne 
gemacht. — — Nachmittags kehrte ich nach Nürnberg zu Scholl
	        
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