Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

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Schlußbetrachtung. 
gekrönt, sein denkendes Ringen mit schließlichem Sieg belohnt 
gesehen. Daß er dann, einmal auf der weitausschauenden Höhe 
naturwissenschaftlich-materialistischer Weltanschauung angekommen, 
seinen geistigen Führern Dank wußte und sie zu seinen „Heiligen“ 
erhob, nachdem ihm der Himmel entgöttert und der kirchlichen 
Heiligen entleert erschien; das lag im gesunden Kernwesen seiner 
Natur. Die Dankbarkeit ist einer der edelsten Charakter— 
züge unseres Helden und wenn er da in seiner Art enthusiastisch 
oft zu weit ging, so beweist uns das nur die Größe seines 
schwer errungenen innern Glückes, in welchem er den Weg ge— 
funden hatte zum Himmel im Diesseits und zur Resignation 
auf das Jenseits. 
Von gläubig-frommer Seite mag man einwenden, daß 
Deubler ja ganz wohl auch den innern Frieden im Glauben an 
Gott und Unsterblichkeit hätte finden können, da jenen Frieden 
auch Tausende von Gläubigen (vorgeblich) empfinden. Darauf 
läßt sich kurz antworten: nein, dieser Deubler besaß ein hin— 
länglich großes Maß gesunden Menschenverstandes, um nicht so 
ohne Weiteres tausend Widersprüche des „Glaubens“ und aber— 
tausend Inkonsequenzen kirchlicher Dogmen verschlingen zu können. 
An den biblischen Widersprüchen ist schon manch Glaubens— 
fünklein ausgelöscht und manch schwacher Verstand zum Irrsinn 
gebracht worden. Daß der Offenbarungsglaube vor der Kritik 
des gesunden Verstandes nicht stichhält, das haben die gelehrten 
Theologen gezeigt. Selbst ohne einen Strauß und Feuerbach 
würde Deubler's Verstand hingereicht haben, um die innern 
Widersprüche der heiligen Überlieferungen als Widersprüche zu 
erkennen; aber weil Deubler sich ernstlich befliß, jene beiden 
Kritiker zu Rathe zu ziehen, so kam er desto schneller und sicherer 
zum Ziele. Aus dem orthodorxen Lutheraner, der er in seiner 
Jugend gewesen ist, wurde erst ein die Wunder verneinender 
Rationalist, und das war der erste Schritt zum Atheismus. 
Was ist aber ein Glaube ohne Wunder? — Doch wohl im 
Grunde ein wesenloses Ding ohne Zuversicht. 
Darüber mögen sich alle Rationalisten unserer Tage ge—
	        
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