Volltext: Tagebücher, Biographie und Briefwechsel des oberösterreichischen Bauernphilosophen. Erster Theil: Konrad Deubler's Lebens- und Entwicklungsgang. (1)

274 Die letzten Lebensjahre (1872 - 1884). 
„Wartburgleute“ und Freunde zu sehen. Dabei mußte er sich 
oft schwer durch den Schnee hindurcharbeiten, wovon er in ver— 
schiedenen Briefen erzählt. Endlich griff er zum Stock, der ihn 
stützen mußte. Seine Freunde redeten ihm zu, sich im Dorf 
anzukaufen und dorthin überzusiedeln. Bereits waren Unter— 
handlungen wegen Ankauf eines Hauses angeknüpft, als der Zu— 
stand des Primesberger Philosophen eine schlimmere Wendung 
nahm. Der Magen versagte seine Funktionen, das alte Übel 
von Verdauungsstbrungen steigerte sich rasch; ärztlicher Rath 
verschrieb ihm eine Karlsbader Kur, doch dazu war es zu spät. 
Er verbarg lange vorher seinen Schwächezustand, so gut es ging, 
und kämpfte mit festem Willen gegen die Ungefügigkeit des 
Leibes an, wohl immer noch hoffend, durch viele Bewegungen 
im Freien sich so lange halten zu können, bis der Lenz und 
Sommer ihm wieder Stärkung bringen würden, wie dies in 
früheren Jahren auch gelungen. Allein diesmal täuschte er sich 
in seiner Hoffnung. Wohl sah er noch Primeln und März— 
veilchen an den sonnigen Halden des Primesberg erblühen; wohl 
mochten ihm diese vorübergehend Hoffnung zulächeln — der 
Schnee kam über sie und alle Hoffnung ward zugedeckt. 
Acht Tage vor seinem Ende ließ er die kurz vorher noch 
eingetroffenen Portraitsbüsten von Voltaire und Galilei im 
Atelier neben Feuerbach's Denkmal aufstellen. Das war seine 
letzte Arbeit im stillen Heiligthum der Wissenschaft und Kunst. 
Das nahe Ende ward ihm zur Gewißheit: „So, da wäret Ihr denn 
gut aufgehoben bei den Andern meiner Götter; Du großer Forscher 
und Märtyrer der Wissenschaft (Galilei) und Du, lachender und 
spottender Denker Voltaire! Aber Ihr kamt etwas zu spät in 
meinen Tempel — ich werde Eurer Gesellschaft nicht mehr genießen. 
Es wären im nächsten Sommer gewiß auch wieder viele Freunde 
zu mir gekommen — ich werde auch diese nicht mehr sehen. Ich 
fürchte das Sterben nicht, aber wenn ich nur nicht lange liegen 
bleiben und den Andern zur Last werden muß!“ 
Am Donnerstag 27. März 1884 war Deubler mit seiner 
Nandl zum letzten Mal in Ischl, um dort sein Testament zu
	        
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