Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

47 
Verzögerung. Herr von Jagow befürchtet, daß die sympathische Zu¬ 
stimmung und das Interesse für diese Demarche auch in Deutschland 
durch diese Verzögerung abflauen wird. 
Herr von Tschirschky meldet, daß Graf Tisza ihn während seines 
letzten Besuches in Wien aufgesucht und ihm versichert habe, daß 
er nunmehr seine anfänglich allerdings bestandenen Bedenken auf¬ 
gegeben habe und mit einer energischen Aktion ganz einverstanden 
sei; übrigens habe sich Graf Tisza in seiner gestrigen im Parlament 
abgegebenen Erklärung ganz in diesem Sinne ausgesprochen, was ihn 
(Herrn von Jagow) sehr freue. 
Mein italienischer Kollege zeigt sich in den letzten Tagen über 
die Situation höchst beunruhigt, erblickt aber in den Nachrichten über 
den Urlaub des k. u. k. Kriegsministers und Generalstabschefs ein 
ihm offenbar sehr erwünscht scheinendes beruhigendes Symptom. 
24 
Herr von Mérey an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 523 Rom, den 18. Juli 1914 
Chiffre — Streng geheim 
Aus Äußerungen des deutschen Botschaftssekretärs Grafen 
Berchem gegenüber zwei Herren meiner Botschaft hatten letztere den 
Eindruck, als ob der seit 14 Tagen gleichfalls in Fiuggi befindliche 
deutsche Botschafter dem italienischen Minister des Äußern bereits 
Konfidenzen über unsere Absichten gegenüber Serbien gemacht hätte. 
Es wäre nicht das erstemal, daß man deutscherseits in zwischen 
uns und Italien heiklen Fragen letzterem einen Liebesdienst zu er¬ 
weisen trachtet. * 
Vielleicht im Zusammenhange hiemit steht, daß Marquis San 
Giuliano, welcher gegen Ende nächster Woche seine Kur in Fiuggi 
abschließen, für zwei Tage nach Rom kommen und sich nach Vallom- 
brosa begeben sollte, mir soeben schreibt, er werde seine Kur am 
Dienstag, den 21. 1. M., unterbrechen und Dienstag nachmittags für 
24 Stunden in Rom eintreffen. Erst um den 27. 1. M. dürfte er Fiuggi 
definitiv verlassen. 
Ich imuß somit darauf gefaßt sein, daß der Minister mich 
Dienstag bezüglich unserer Spannung mit Serbien interpelliert, wie 
dies heute bereits der Generalsekretär de Martino zu tun versuchte. 
Vorbehaltlich anderweitiger Instruktionen werde ich mich ganz un- 
informiert stellen, was allerdings recht peinlich werden kann, wenn 
ich etwa aus den Ausführungen des Ministers entnehme, daß er bereits 
(etwa von deutscher Seite) eingeweiht ist.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.