Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Schädigungsansprüchen schüchterner sein. Gegenteiligenfalls dürfte 
es aber versucht sein, die moralische Erpressung durch militärische 
Drohungen oder Maßnahmen gegen uns zu verstärken. 
Konkrete Anzeichen dafür habe ich noch keine. Von verschie¬ 
denen Seiten, auch aus Kreisen der deutschen Botschaft, kommen mir 
aber Gerüchte über derartige Absichten Italiens zu. 
Es ließe sich denken, daß die Neutralität nur das Herausschlüpfen 
aus dem Obligo gegenüber uns und den Übergang zu einer hostilen 
Haltung bedeuten könnte. 
Hiemit würde eventuell der unverhüllte Hinweis auf das Trentino 
als Kompensation, die (von den Konsulaten gemeldete) militärische 
Degarnierung von Genua und Neapel, die Verweigerung der Ausfuhr 
des von uns angekauften Getreides und Mehles, die Nachricht aus 
Mailand über Vorgänge in Trient und die Herkunft des Herzogs 
Avarna (falls es sich um eine Berufung handelt, die das Vorspiel der 
Abberufung sein könnte) stimmen. 
Meiner Ansicht nach sollten wir, solange hiesige Neutralität 
andauert und auf, dem Kriegsschauplatz keine entscheidenden Ereig¬ 
nisse eintreten, Italien kühl beiseite lassen, nicht ins Vertrauen ziehen, 
bezüglich zukünftiger Beziehung reserviert und mysteriös sein und 
ihm zu; verstehen geben, daß wir es kaum mehr als alliiert betrachten. 
Im ersten der beiden übrigen Fälle, wenn sich nämlich nach Er¬ 
folgen unserer Gruppe Italien an uns anbiedert, sollten wir uns frostig 
und hinsichtlich seiner militärischen Kooperation entgegenkommend 
verhalten. 
Tritt die andere Eventualität, nämlich eine Aktion Italiens gegen 
uns, ein, so dürften wir wohl gezwungen sein, dieselbe fürs erste (so 
wie Bulgarien 1 Rumänien) gewähren zu lassen, jedoch 
ohne Zustimmung oder freiwillige Gebietsabtretungen. Wir müßten 
uns dann vorbehalten, nach Abschluß der Operationen und nach Ma߬ 
gabe der Möglichkeit, hoffentlich vereint mit Deutschland, die 
italienischen Erfolge rückgängig zu machen. 
Herr von Mérey an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 614 Rom, den 5. August 1914 
Aufg. i Uhr */. a- m- 
Eingetr. 9Uhr •/. a.m. 
Chiffre — Geheim 
Lovcen. 
Auftrag des Télégrammes Euer Exzellenz Nr. 946 vom 5. 1. M 
ausgeführt2. 
1 Chiffre verstümmelt. 
2 Siehe III, Nr. 12Q.
	        
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