Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Falls wir mit Frankreich im Kriegszustande wären, würde es 
wohl schwer sein für England, als Bundesgenosse Frankreichs mit 
demselben im Atlantischen Meere zu kooperieren und nicht im 
Mittelländischen Meere. 
Seine ganze Mitteilung war in freundschaftlichem Tone und, ich 
glaube, von dem aufrichtigen Wunsch geleitet, Konflikt mit uns zu 
vermeiden. 
Tyrrell sagte mir nachher vertraulich auf eine Bemerkung von 
mir, daß jedenfalls für den Augenblick französische Mittelmeerflotte 
nicht in der Richtung der Adria steuere. 
(Ich vermute, sie dürfte Transport der Korps aus Afrika zu 
sichern berufen sein.)« 
Euer Exzellenz wollen vorstehendes dëm Auswärtigen Amte 
mitteilen und beifügen: 
Österreich-Ungarn habe allerdings ein großes Interesse daran, 
seine Flotte nicht nutzlos der Vernichtung auszusetzen und zu ver¬ 
hüten, daß englische oder französische Landungen an der dalmatini¬ 
schen Küste vorgenommen werden, welche nicht nur den Gang der 
Operationen auf den südlichen Kriegsschauplätzen stören, sondern 
auch unsere südslawische Bevölkerung impressionieren könnten. 
Trotz allen diesen Gründen seien wir aber bereit, das Bundes¬ 
verhältnis zum Deutschen Reiche voranzustellen und über dessen 
Wunsch auch mit England in den Kriegszustand einzutreten, sobald 
unsere Marine ihre Ausrüstung vollendet haben werde. 
Auf alle Fälle würde unsere Marineverwaltung Wert darauf legen, 
daß gemeinsam mit Deutschland eine Aktion in Rom zur Wahrung 
unserer obenerwähnten Interessen, und zwar im folgenden Sinne ver¬ 
sucht werde: 
»Italien wäre zu bewegen, die Einhaltung der strikten Neutralität 
zu Wasser und zu Lande Frankreich und England gegenüber an die 
Bedingung zu knüpfen, daß deren Flotte den Breitenparallel von 
Otranto nicht überschreite, solange dies auch seitens der österreichisch¬ 
ungarischen maritimen Streitkräfte nicht geschieht. 
Begründung Italien gegenüber: Österreich-Ungarn behält seine 
Flotte, die bei geändertem Kräfteverhältnis nach dem Kriege zur Auf¬ 
rechterhaltung der italienischen Herrschaft im Mittelmeer von großem 
Wert sein kann. Wenn unsere Flotte aufgerieben wird, ist Italien 
nach dem Kriege bedingungslos der französich-englischen Übermacht 
ausgeliefert.« 
Ich ersuche um dringende telephonische Mitteilung des deutschen 
Standpunktes. 
Geheim 
Ich bemerke streng vertraulich, daß die Anregung der Marine¬ 
sektion, von deren Resultatlosigkeit ich überzeugt bin, hauptsächlich 
den Zweck verfolgt, Zeit zu gewinnen, weil ein Teil unserer Flotte 
noch in der Ausrüstung begriffen ist.
	        
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