Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

log 
strationen, Akklamationen der Marcia Reale, sogar des Garibaldi¬ 
liedes es in der jüngsten Zeit hier gekommen sei. Diese gebesserte 
Stimmung wollte auch die Regierung zugunsten des italienischen 
Elementes nutzbar machen, und so sei in den allerletzten Tagen im 
Ministerrate die Schaffung einer Institution für italienische Stu¬ 
denten an der Wiener Universität beschlossen worden, welche der 
Kreierung einer italienischen Fakultät nahekomme. Ausgerechnet 
auf diesen Moment komme die Absage der italienischen Regierung 
an ihre Bundespflicht! 
Als ich schließlich noch auf die Loyalität verwies, welche Seine 
Majestät unser allergnädigster Herr in allen Krisen seit dem Be¬ 
stehen der Allianz Italien gegenüber bewiesen, konnte der Bot¬ 
schafter seine Unzufriedenheit über die von seiner Regierung ein¬ 
geschlagene Richtung nicht verbergen. Er gestand mir — »entre 
nous soit dit« —, daß er einen Bericht an seinen Minister abgeschickt 
habe, der wohl zu dem stärksten gehöre, was je von einem Bot¬ 
schafter an seinen Minister geschrieben worden sei und welchen zu 
digerieren nicht leicht fallen werde. Auch habe er den Marchese 
di San Giuliano um eine kurze persönliche Aussprache gebeten, 
welche, wenn der Minister darauf eingeht, ihn auf einige Tage nach 
Rom führen würde. 
So gewissenhaft sich in sonstigen Fällen Herzog Avarna be¬ 
müht, den Standpunkt seiner Regierung mit allen erdenklichen 
Argumenten zu unterstützen, so wenig hat sich der Botschafter in 
diesem Falle angelegen sein lassen, seine Regierung zu decken. Er 
beschränkte sich lediglich auf die Bemerkung, daß man unser Vor¬ 
gehen gegen Serbien als Provokation Rußlands betrachtet habe. 
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Graf Berchtold an Grafen Szôgyény in Berlin 
Telegramm Nr. 350 Wien, den 5. August 1914 
Chiffr. i Uhr 40 M. a. m. 5-/8. 
Telegramm in Ziffern 
Graf Mensdorff telegraphiert unterm 4.1. M. wie folgt: 
»Eben Sir E. Grey gesehen. Englische Regierung hat Ulti¬ 
matum an Deutschland wegen Belgien gerichtet und erwartet Ant¬ 
wort heute Mitternacht. 
Grey, tief ergriffen, sagte mir, er sehe vorläufig keine Ver¬ 
anlassung, eine Mitteilung an die k. u. k. Regierung zu richten, und 
keine Ursache, mit uns in Konflikt zu geraten, solange wir nicht im 
Kriegszustande mit Frankreich sind. Jedenfalls hoffe er, daß wir 
keine Feindseligkeiten eröffnen würden ohne vorherige Formalität 
der Kriegserklärung. Er wird Sir M. de Bunsen nicht abberufen.
	        
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