Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Exzellenz an mich einen weiteren Beweis guten Willens böten, wenn 
ich ihm auch noch einmal in Erinnerung rufen müsse, daß mir die 
durch die seitherige allgemeine Mobilisierung geschaffene Situation 
unbekannt sei, ich könne nur hoffen, daß uns der Gang der Ereig¬ 
nisse nicht schon zu weit geführt habe; jedenfalls hätte ich es für 
meine Pflicht gehalten, im gegenwärtigen hochernsten Augenblick 
den guten Willen der k. u. k. Regierung nochmals zu dokumentieren. 
Herr Sazonow erwiderte, er nehme von diesem Beweise guten 
Willens mit Befriedigung Akt; auch möchte er mich aufmerksam 
machen, daß ihm Unterhandlungen in Petersburg aus naheliegenden 
Gründen weniger Erfolg versprechend erschienen, als solche auf dem 
neutralen Londoner Terrain. Ich erwiderte, Euer Exzellenz gingen, 
wie ich schon dargelegt hätte, vom Gesichtspunkte einer direkten 
Fühlungnahme in Petersburg aus, so daß ich nicht in der Lage sei, 
zu seiner Anregung bezüglich Londons Stellung zu nehmen, doch 
würde ich Euer Exzellenz hievon Meldung erstatten. 
Herr Sazonow war durch meine Eröffnungen wesentlich er¬ 
leichtert und schien denselben eine übertriebene Bedeutung beizu¬ 
messen, so daß ich immer wieder auf die geänderte Situation, auf 
die Diskrepanz unserer Ausganspunkte und dergleichen verweisen 
mußte. Außerdem wurden bei der Konversation zwei Hauptpunkte 
vollkommen umgangen: Meinerseits der mir aus Euer Exzellenz 
Telegrammen hervorzugehen scheinende, rein retrospektive und 
theoretische Charakter einer Konversation über den Notentext, 
seinerseits die Frage, was während der etwaigen Verhandlungen be¬ 
züglich der militärischen Operationen geschehen solle? 
Im Hinblicke auf den Vorbehalt, welchen ich bezüglich der 
russischen allgemeinen Mobilisierung machte, sind Euer Exzellenz 
vollkommen in der Lage, meine Eröffnungen als gegenstandslos zu 
erklären. Andrerseits schien es mir vom Standpunkte der Rollen¬ 
verteilung überaus wichtig, noch einen Schritt gemacht zu haben, 
der wohl als das äußerste an Entgegenkommen bezeichnet werden 
kann. Sollten Euer Exzellenz jedoch diplomatische Verhandlungen 
auch heute noch für tunlich oder opportun halten, wäre hiefür eine 
Unterlage geboten. Aus diesen Gründen hoffe ich, daß mein Vor¬ 
gehen die Billigung Euer Exzellenz erfahren wird. 
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Graf Szápáry an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 192 Petersburg, den 1. August 1914. 
Aufg. 2 Uhr 20 M. a. m. 
Eingetr. 1 Uhr */. p. m. 
Chiffre 
Deutscher Botschafter erhielt soeben Auftrag aus Berlin, Herrn 
Sazonow in nachdrücklichster Weise auf die Gefährlichkeit der
	        
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