Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Staatssekretär bat mich, Euer Exzellenz zu melden, er hoffe, 
selbstredend ohne unsere militärischen Operationen gegen Serbien 
dadurch zu schwächen, daß das Hauptgewicht unserer militärischen 
Aktion gegen Rußland gerichtet sein werde. 
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Graf Szôgyény an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 344 Berlin, den 31. Juli 1914 
Aufg. 8 Uhr 52 M. p. m. 
Eingetr. 5 Uhr 15 M. p. m. 1./8. 
Chiffre — Geheim 
Militârattaché wurde heute 5 Uhr zu Seiner Majestät Kaiser 
Wilhelm befohlen, der in großen Zügen folgendes ausführte: 
Seine Majestät der Kaiser fing damit an, daß er mit Kaiser 
Nikolaus über die Erhaltung des Weltfriedens Depeschenwechsel hatte. 
Zar betonte Friedensliebe, trotzdem bereits am 24.1. M. erste 
Maßnahmen für teilweise Mobilisierung in Rußland getroffen wurden. 
Kaiser Nikolaus beteuerte wiederum, im gestrigen Telegramme seine 
Friedensliebe, trotzdem bereits allgemeine Mobilisierung angeordnet 
war. In der heutigen Depesche versichert Zar, daß Armee wohl 
mobilisiert, er aber »sein Wort dafür gebe, daß trotz alledem alles 
stehen bleiben werde«. 
Gegentelegramme Kaiser Wilhelms betonten Bereitwilligkeit zur 
Vermittlung und führten in sehr scharfen Worten aus, daß durch die 
getroffenen russischen Maßnahmen der Zar die Verantwortung für 
den Ausbruch des Weltkrieges übernehme; auch finde er es unbe¬ 
greiflich, daß er, Kaiser Nikolaus, die Sache der mörderischen Serben 
zu der seinigen mache. 
Neben diesem Depeschenwechsel lief parallel ein anderer 
Depeschenwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und König von England, 
in dem Kaiser Wilhelm seine Bereitwilligkeit zur Vermittlung aus¬ 
sprach und König Georg dringendst nahelegte, auf seine Verbündeten 
Pression auszuüben. 
Auf ein Telegramm Kaiser Wilhelms hinsichtlich des Vermitt- 
lungsvorschlages Sir E. Greys an unseren allerhöchsten Herrn habe er 
heute von Allerhöchstdemselben Antwortdepesche erhalten1, die ihn 
besonders durch den warmen Ton erfreut habe, worin aber der Ver¬ 
mittlungsvorschlag begreiflicherweise abgelehnt worden sei. 
Weiters setzte Kaiser Wilhelm seine Bemühungen auseinander 
zur Gewinnung aktiver Bundesgenossen. 
1 Vgl. III, Nr. 49, B.
	        
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