Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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dauern und sehr gegen unseren Willen sind wir dadurch in die Not¬ 
wendigkeit versetzt worden, Serbien durch die schärfsten Mittel zu 
einer grundsätzlichen Änderung seiner bisherigen feindseligen 
Haltung zu zwingen. 
Wir hofften, Seine Majestät der König werde sich nicht der 
Erkenntnis verschließen, daß das nach den Ergebnissen der Unter¬ 
suchung in Belgrad vorbereitete und von dortigen Sendlingen aus¬ 
geführte Attentat von Sarajevo unsere Serbien gegenüber bisher 
bewiesene Langmut erschöpfen mußte, und daß wir jetzt mit allen 
Mitteln bestrebt sein müssen, uns Garantien gegen die Fortdauer 
der gegenwärtigen unleidlichen Verhältnisse an unserer serbischen 
Grenze zu verschaffen. 
Wir hätten volles Verständnis für die heikle Lage, in der sich 
Seine Majestät der König mit Rücksicht auf die Rassengemeinschaft 
seines Volkes mit den Bewohnern des Königreiches Serbien befinde. 
Nachdem wir aber keine Eroberungspolitik verfolgten, sondern die 
Integrität der Monarchie Serbien gegenüber verteidigten, so glaubten 
wir von der Weisheit König Nikolaus' erwarten zu können, daß 
Seine Majestät nicht durch eine vorschnelle Tat die Höchstdemselben 
und seinem Lande gegenüber bei uns bestehenden wohlwollenden 
Gesinnungen brüskieren und dadurch eine Entwicklung der Dinge 
behindern werde, die nach unseren Absichten nur seiner Dynastie 
und seinem Lande zustatten kommen würde. Je nach der Entwick¬ 
lung der Ereignisse würden wir im geeigneten Momente auf die 
Interessen Montenegros, dessen Existenz und Gedeihen als selbstän¬ 
diger Staat uns am Herzen liegt, gewiß Bedacht nehmen. 
In ähnlicher Weise wollen Euer Hochwohlgeboren sich dem 
Minister des Äußern gegenüber aussprechen. 
Sollte in der Zwischenzeit ein feindseliger Akt Montenegros gegen 
die Monarchie erfolgt sein, so hätten Sie Ihre Ausführungen den Um¬ 
ständen angemessen in einigen Teilen zu ändern. 
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Herr von Baumgartner an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 8544 Odessa, den 27. Juli 1914 
Aufg. 11 Uhr 25 M. p. m. 
Eingetr. 9 Uhr a. m. 28-/7. 
Chiffre 
Mobilisierungsbefehl für Militärbezirke Odessa, Kiew und 
Warschau ergangen, doch nicht publiziert. Heute zu entlassende 
Reserveoffiziere zurückbehalten, ferner beförderte Junkerschülef bereits 
eingereiht. Aus Odessa allein 390. Große Aufregung unter Offizieren. 
Ambassade 9.
	        
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