Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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drängt werde, damit die Kraft dieser Staaten vermehrt und nach 
Westen hin frei werde. Diese Vorbedingung ist durch den letzten 
Krieg im großen und ganzen erfüllt worden. Dagegen ist nach dem 
Ausgange der Krise eine Spaltung der Balkanstaaten in zwei an¬ 
nähernd gleich starke gegnerische Gruppen, die Türkei und Bulgarien 
einerseits, die beiden serbischen Staaten, Griechenland und Rumänien 
andererseits, eingetreten. 
Diese Spaltung zu beseitigen, um alle Balkanstaaten oder doch 
die entscheidende Mehrzahl zur Verschiebung des europäischen 
Kräfteverhältnisses verwenden zu können,. bildete die nächste Auf¬ 
gabe, die sich nach dem Abschluß der Krise Rußland und mit ihm 
Frankreich stellte. 
Da zwischen Serbien und Griechenland ein Bündnis bereits bestand 
und Rumänien sich mit diesen beiden Staaten wenigstens hinsichtlich 
der Resultate des Bukarester Friedens solidarisch erklärt hatte, handelt 
es sich für die Zweibundmächte im Wesen darum, den tiefen Gegen¬ 
satz Bulgariens zu Griechenland und vor allem zu Serbien in der 
mazedonischen Frage auszugleichen, ferner eine Basis zu finden, auf 
welcher Rumänien bereit wäre, ganz ins Lager des Zweibundes abzu¬ 
schwenken und selbst mit dem mißtrauisch beobachteten Bulgarien an 
einer politischen Kombination teilzunehmen, endlich, wenn möglich, 
eine friedliche Lösung der Inselfrage herbeizuführen, um eine An¬ 
näherung oder den Anschluß der Türkei an die Balkanstaaten anzu¬ 
bahnen. 
Über die Grundlage, auf welcher sich nach den Absichten der 
russischen und französischen Diplomatie die Ausgleichung dieser 
Gegensätze und Rivalitäten vollziehen und der neue Balkanbund auf¬ 
bauen soll, kann kein Zweifel' bestehen. Ein Bündnis der Balkan¬ 
staaten kann sich unter den heutigen Verhältnissen, da eine gemein¬ 
same Aktion gegen die Türkei nicht mehr in Betracht kommt, nur 
gegen Österreich-Ungarn richten und nur auf der Basis eines Pro¬ 
grammes zustande gebracht werden, das in letzter Linie auf Kosten 
der territorialen Integrität der Monarchie allen Teilnehmern durch eine 
staffelweise Verrückung der Grenzen von Ost nach West Gebiets¬ 
erweiterungen in Aussicht stellt. Eine Einigung der Balkanstaaten 
auf einer anderen Grundlage ist kaum denkbar, auf dieser Basis aber 
nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern auf bestem Wege, zur Tat¬ 
sache zu werden. 
Daß Serbien unter, russischem Druck darauf eingehen würde, für 
den Eintritt Bulgariens in ein gegen die Monarchie gerichtetes, auf 
den Erwerb Bosniens und der angrenzenden Gebiete abzielendes 
Bündnis in Mazedonien einen angemessenen Preis zu bezahlen, ist 
wohl nicht zu bezweifeln. 
Größer sind die Schwierigkeiten in Sofia. 
Rußland hat Bulgarien Vorschläge auf der eben erwähnten Basis 
schon vor dem zweiten Balkankrieg gemacht und sie nach, dem Buka¬ 
rester Frieden wiederholt. Bulgarien, das offenbar von Verein¬
	        
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