Volltext: Die österreichisch-ungarischen Dokumente zum Kriegsausbruch

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Staaten beschränkte Angelegenheit, sondern eine europäische, 
da der im Jahre 1909 durch eine serbische Deklaration erfolgte Aus¬ 
gleich unter den Auspizien ganz Europas vollzogen worden sei. 
Minister hob hervor, daß ihn besonders der Umstand unangenehm 
berührt habe, daß Östereich-Ungarn die Prüfung eines Dossiers an¬ 
geboten habe, während bereits ein Ultimatum ergangen sei. Rußland 
würde eine internationale Prüfung des von uns zur Verfügung 
gestellten Dossiers verlangen. Mein deutscher Kollege machte Herrn 
Sazonow sofort darauf aufmerksam, daß Österreich-Ungarn eine Ein¬ 
mischung in sein 1 zu Serbien nicht akzeptieren werde, und 
daß auch Deutschland seinerseits eine Zumutung nicht annehmen 
könne, welche Würde des Bundesgenossen als Großmacht zuwider¬ 
laufe. 
Im weiteren Verlaufe des Gespräches erklärte Minister, daß 
dasjenige, was Rußland nicht gleichgültig hinnehmen könne, die 
eventuelle Absicht Österreich-Ungarns wäre, »de dévorer la Serbie«. 
Graf Pourtalès erwiderte, daß er solche Intention bei Österreich- 
Ungarn nicht annehme, da dies dem eigensten Interesse der Monarchie 
zuwiderlaufen würde. Österreich-Ungarn sei wohl nur daran gelegen 
»d'infliger à la Serbie le châtiment justement mérité«. Herr Sazonow 
habe seine Zweifel daran ausgedrückt, ob Österreich-Ungarn, selbst 
wenn hierüber Erklärungen vorliegen würden, sich hieran genügen 
lassen würde. 
Die Unterredung schloß mit einem Appell Herrn Sazonows, 
Deutschland möge mit Rußland an der Erhaltung des Friedens zu¬ 
sammenarbeiten. Der deutsche Botschafter versicherte dem russischen 
Minister, daß Deutschland gewiß nicht den Wunsch habe, einen Krieg 
zu entfesseln, daß es aber selbstverständlich die Interessen seines 
Bundesgenossen voll vertrete.« 
Vorstehendes zu Euer Exzellenz persönlichen Information und 
zur streng vertraulichen Mitteilung an den Herrn Staatssekretär. 
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Graf Szapáry an Grafen Berchtold 
Telegramm Nr. 182 Petersburg, den 25. Juli 1914 
Aufg. 12 Uhr 45 M. a. m. 
Eingetr.i2 Uhr 5 M. p. m. 26-/7. 
Chiffre 
Mein italienischer Kollege ist angeblich noch immer ohne Instruk¬ 
tion, betreffend Stellungnahme zum Ultimatum. Wie ich höre, hat 
er heute Minister des Äußern aufgesucht, was mir darauf zu deuten 
1 Chiffre fehlt.
	        
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