Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Ueber die Theorie der Lösungen. 
Von 
Professor Dr. J. H. van’t Hoff. 
A. Allgemeines. 
Bei der Neubehandlung des obigen Themas für diese Samm 
lung von chemischen und chemisch-technischen Vorträgen muss, dem 
Charakter der Sammlung gemäss, eine allgemein verständliche Dar 
stellung erzielt werden, die zwar das Wesentliche gibt, jedoch öfters 
auf die Strenge derjenigen Ableitungen verzichtet, welche sich ohne 
mathematischen Hilfsapparat nicht durchführen lassen. 
Ich habe mich deshalb erst zu dieser Zusammenstellung ent 
schlossen können, nachdem im zweiten Heft meiner „Vorlesungen über 
theoretische und physikalische Chemie“ die betreffenden Ableitungen 
möglichst einfach aber streng gegeben waren und werde jetzt an 
einzelnen Stellen hier darauf verweisen. Von dieser Darstellung ent 
lehnt, sei im allgemeinen vorausgeschickt, dass die einfachen Gesetze, 
welche den Inhalt der Theorie der Lösungen bilden, nur streng ab 
leitbar sind für den idealen Fall von unendlich grosser Verdünnung. 
Es handelt sich also um sogenannte Grenzgesetze, die bei strenger 
Prüfung der Thatsachen sich nur dann bewähren, falls hinreichendes 
Beobachtungsmaterial vorliegt, um durch eine geeignete und erlaubte 
Extrapolation auf die Verhältnisse bei unendlich grosser Verdünnung 
zu schliessen. Die betreffenden Gesetze stehen in dieser Hinsicht ganz 
neben denjenigen von Boyle (Mariotte), Chasles (Gay-Lussac) und 
Avogadro für die Gase. Sie verlieren dadurch ebensowenig als diese 
allen praktischen Wert, da doch bei hinreichender Verdünnung, wie es 
Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vorträge. V. 1