Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

Archivar Johann Adam Trauner. 
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eingehende Kommissionsprotokolle abgefaßt wurden. Als die Wogen 
der Bauernunruhen im Lande hochgingen und die Glaubensspaltung 
die Gemüter immer mehr in Aufregung brachte, herrschte zwischen 
den Ämtern ein sehr lebhafter Schriftenwechsel, der den Archiven 
eine wertvolle Bereicherung brachte. 
Es ist begreiflich, daß die großen politischen Ereignisse, die 
sich in der zweiten Hälfte des 16. und zu Beginn des 17. Jahr¬ 
hunderts im Lande ob der Enns abspielten, ein ungewöhnliches 
Anschwellen der Akten zur Folge hatten. Dem starken Papier¬ 
verbrauche suchte man durch Errichtung eigener Papiermühlen 
zu entsprechen, deren es bis zum Ende des 16. Jahrhunderts im 
Lande bereits vier gab.4) 
Um einen Überblick über das angesammelte Aktenmaterial zu 
gewinnen und dessen Benützungsmöglichkeit zu erhöhen, ver- 
anlaßten geistliche und weltliche Besitzer bereits im Laufe des 
16. Jahrhunderts die Ordnung und Inventarisierung ihrer Archive. 
So ließ Abt Johann III. von Kremsmünster seinem Archive eine 
besondere Sorgfalt angedeihen, indem er ein eigenes Briefgewölbe 
errichtete und hier die vom Hofschreiber Michael Baminger in den 
Jahren 1598/99 genau repertorisierten Archivalien hinterlegte.5) Im 
Stifte Schlägl veranlaßte der fleißige Propst Wenzel Zypser in den 
Jahren 1593—1597 die Anfertigung von zwei Kopialbüchern,6) 
schrieb selbst einen Teil der Urkunden ab und fügte ein ausführ¬ 
liches Urbar daran. Seiner hervorragenden Wirksamkeit ist es zu 
verdanken, daß zahlreiche Dokumente aus der bewegten Zeit von 
1589—1601 aufgezeichnet und in einem Kodex vereinigt wTurden, 
der heute eine sehr wertvolle Quelle für die Darstellung der reli¬ 
giösen Kämpfe und Bauernunruhen im oberen Mühlviertel bildet. 
Großes Verständnis für die Erhaltung der auf die Familien¬ 
geschichte und den herrschaftlichen Besitz Bezug nehmenden 
Schriften bekundeten verschiedene Adelsgeschlechter.7) Rühmend 
verdienen die Jörger hervorgehoben zu werden, die im 16. Jahr¬ 
hundert die auf ihren oberösterreichischen Herrschaftssitzen be¬ 
findlichen Dokumente in mehreren Inventaren verzeichneten. Es 
zeugt von einem erfreulichen Bildungsniveau und geschichtlichen 
Sinn adeliger Sprossen, wie der Hoheneck und Schallenberg, daß 
«) Th. Hagen, Das Wirken der Benediktinerabtei Kremsmünster für 
Wissenschaft und Kunst (Linz 1848), S. 40 f. 
5) B. Pösinger, Das Stiftsarchiv Kremsmünster 1302—1912, 62. Gymn.-Pro¬ 
gramm (Linz 1910), S. 12 ff. 
6) L. Pröll, Geschichte des Prämonstratenserstiftes Schlägl (Linz 1877), 
S. 2 ff. 
7) Zibermayr S. 15.
	        
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