Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

1. Die Entwicklung des oberösterreichischen Archivwesens seit 
dem Mittelalter. 
Eine gewaltige geistige Umwälzung vollzog sich unter den Völ¬ 
kern Europas am Ausgang des Mittelalters. Wie dem Abendlande 
ward auch dem deutschen Volke der unerschöpfliche Born der 
griechisch-römischen Kultur wieder erschlossen. Eine neue Ge¬ 
dankenwelt tat sich auf. 
Das in den deutschen Landen wieder erstarkte Geistesleben 
regte die Forschertätigkeit an und veranlaßte auf allen Wissens¬ 
gebieten, namentlich auch in der Geschichtswissenschaft, um¬ 
fassende Arbeiten. Wie fand unter dem belebenden Einfluß des 
Humanismus die historische Kritik eine Vertiefung! Wie lernte man 
den Wert der Archive als der Quellen für das Studium der Ver¬ 
gangenheit schätzen! Hervorragende Humanisten bereisten die 
Archive und Bibliotheken und sammelten Stoff für ihre wissen¬ 
schaftlichen Abhandlungen. 
Die mannigfachen geistigen Bestrebungen jener Zeit fanden 
die wirksamste Förderung durch Maximilian I. Ein warmer Freund 
der Künste und Wissenschaften, hat er auch eine großzügige 
Organisation des Verwaltungswesens in seinen Ländern in Angriff 
genommen und durch die in ihrem Wirkungskreise genau abge¬ 
grenzten Amtsstellen die Grundlagen für organisch sich bildende 
Archivkörper geschaffen. Seit dieser Zeit läßt sich in der Ent¬ 
wicklungsgeschichte des österreichischen Archivwesens ein leb¬ 
hafter Aufschwung verfolgen. Verschiedene Umstände haben zu¬ 
sammengewirkt, daß nunmehr neue Begistraturen entstanden und 
die mittelalterlichen Archivbestände eine ansehnliche Vermehrung 
erfuhren. 
Um die Macht des Landesfürsten und die Beichsgewalt wieder 
zu kräftigen, schritt Maximilian zur Aufstellung eines neuen Be¬ 
hördensystems.1) Für die Begründung eines starken Staatswesens 
und besonders einer geordneten Bechtspflege erschien die Ein¬ 
führung des römischen Bechtes und die Schaffung eines die Stellung 
des Landesherrn stützenden Beamtenkörpers ein geeignetes und 
*) Th. Fellner, Die österreichische Zentralverwaltung, I. Abt. Bd. 1 (Wien 
1907), S. 5 ff. 
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