Volltext: Archivar Johann Adam Trauner

Archivar Johann Adam Trauner. 
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finden ihren beredten Ausdruck in der 1749 erfolgten Gründung des 
Haus-, Hof- und Staatsarchives zu Wien.22) 
Damals ist auch eine Reihe von Schriften erschienen, welche 
die Bedeutung und Notwendigkeit wohlgeordneter Archive dar¬ 
legten und Anleitungen für die Anfertigung von Repertorien 
gaben.23) Eine sehr lesenswerte Abhandlung veröffentlichte 
Ph. E. Spieß, Von Archiven (Halle 1777). 
Nicht selten sind in jener Zeit eigene Weisungen an Amts¬ 
personen ergangen, daß sie der Aufbewahrung der Kanzleischriften 
besondere Sorgfalt zuzuwenden hätten. So erhielt im Jahre 1717 
der Pfleger und Landgerichtsverwalter der Herrschaft Wildenstein 
folgende Instruktion: „Weil bei einer Herrschaft das notwendigste 
ist, daß eine ordentliche Kanzlei, dann zu den Schriftsachen ein 
wohlverwahrlicher Ort ist, der nicht allein gegen Feuer sicher, 
sondern auch vor Tämb, Faullung und Ungeziefer befreit ist, also 
wird dem Pfleger aufgetragen, alle Dokumente, Urkunden, Schrif¬ 
ten, Protokolle, Korrespondenzen in ein verwahrliclies Archiv zu 
bringen, in welchem alles nach der Ordnung zu registrieren und 
eine förmliche Herrschaftsregistratur einzurichten ist."24) Der 
Leiter der Eisenobmannschaft Steyr, Johann Adam von Key ling, 
erstattete 1749 einen eigenen Bericht an das k. k. Münz- und Berg- 
wesendirektions-Hofkollegium betreffs besserer Einrichtung der 
eisenobmannschaftlichen Kanzlei und Registratur und hob mit 
besonderem Nachdruck hervor, daß bei einem Amt „eine geraumbe 
und wohleingerichte Registratur die Seell derer Ambtsgeschäfften 
seye".25) 
Wenn wir die leider noch viel zu wenig durchforschte öster¬ 
reichische Archivgeschichte verfolgen, finden wir kaum ein Land, 
das im 18. Jahrhundert auf archivalischem Gebiete eine so um¬ 
fassende und ersprießliche Tätigkeit entfaltet hat, als Ober¬ 
österreich. Mit gutem Beispiele gingen hier die Klöster voran. 
Männer, von wissenschaftlichem Geiste und praktischem Sinn er¬ 
füllt, brachten in stiller, unverdrossener Arbeit Ordnung in die 
angehäuften Schriftenmassen, erleichterten dadurch die weit¬ 
verzweigte Amtsführung der Stifte und ermöglichten der Geschichts¬ 
forschung die Benützung der Archivschätze. Ein Vorbild für eine 
mustergültige Archivpflege ist Kremsmünster. Das Kloster hatte 
das Glück, in dem Hofrichter Dr. Benedikt Finsterwalder (1672— 
22) Näheres bei G. Winter, Die Gründung des Haus-, Hof- und Staats¬ 
archives, Archiv für österr. Geschichte Bd. 92 (Wien 1902), S. 1 ff. 
23) F. Löher, Archivlehre (Paderborn 1890), S. 179 f. 
24) Landesarchiv Linz, Salinenarchiv, Lose Akten. 
25) Landesarchiv Linz, Eisenobmannschaftsakten, Jahrg. 1749.
	        
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