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Daß trotz des heldenmütigen Ausharrens und trotz der großen Menschen-
opfer der Rückzug angetreten werden mußte, drückte begreiflicherweise die bis-
herige gute Stimmung herab, zumal die eigentlichen Gründe desselben der
Truppe erst später bekanntgegeben wurden.
e) Rückzug in den Festungsbereich Krakau, 3. bis 10. November
1914.
3. November. Die bereits angeführte Disposition des Divisionskommandos
op. Nr. 105 für den 3. November ordnete weiters an, daß die 1. Landsturm-
Infanteriebrigade deu Rückzug der Division in der Linie Sokolniki bis
Bahndamm südlich Z b y d n i o w zu decken hatte, bis die Queue die Brücke bei
I a m n i c a passiert habe.
Das Gros der Division hatte unter dem Schutze der stützpunktweise
besetzten 2. Linie den Rückmarsch anzutreten.
Die nicht zur Besetzung dieser Stützpunkte herangezogenen Teile des
Regiments haben nach KotowaWola zu rücken, wo sie ein eventuelles Nach-
drängen der Russen solange verhindern sollten, bis der Befehl zum Abmärsche
erteilt werde.
In einer nachfolgenden Ergänzung dieses Divisionsbefehles erhielt das
Regiment die Orte Mietne und Nordteil W y d r z a als Raststationen
zugewiesen und wurde ihm die Marschlinie über Jamniea, von Kilometer 157
an am Damme in diese Orte anbefohlen. Ein Bataillon war bei K o t o w a
W o l a als Nachhut auszuscheiden. Der Befehl für die Einrückung dieses Nachhut-
bataillons war von Generalmajor Brunswick zu erteilen, wenn das 1.TJR.
den Übergang begonnen hätte.
Mit der Aufgabe der Nachhut betraute Oberst V o n b a n k das 3. Feld-
bataillon.
Die Brücken über den Legbach wurden nachhaltig zerstört.
Nach der langen Rast in den obgenannten Orten marschierte das Regiment
nach TarnowskaWola, wo um 10 Uhr nachts auch das 3. Feldbataillon
eintraf.
Auch am 4. November verblieb es im gleichen Orte und teilte das unter
Kommando des Oberst Andreatta eingetroffene 4. Marschbataillon auf die
Kompagnien auf.
Oberst Andretta übernahm das Kommando des 1. Feldbataillons, der
bisherige Bataillonskommandant Hauptmann Schön n bekam seine Einteilung
beim Regimentsstabe.
Für den nächsten Tag (5. November) ordnete die 8. Jnfanterie-Truppen-
division mit Befehl op. Nr. 207 um 12 Uhr 30 nachts den Abmarsch in zwei
Kolonnen an, von welchen die östliche Generalmajor Mayer (3. TJR., Feld-
jägerbataillone 13 und 16 und 1 Kavalleriezug) um 7 Uhr vormittags den Weg
über R o z a l in - Südrand Slezaki-Knapy-Piecho^y zu nehmen hatte.
Als Nächtigungsorte wurden der 96. Jnsanteriebrigade (Kolonne Mayer)
Jaslany zugewiesen, wobei das Feldjägerbataillon 16 die Sicherung zu über-
nehmen hatte.
Bon den Russen war bekannt, daß sie bereits am 5. November nördlich der
Weichsel mit starken Kolonnen aller Waffen den Raum Polaniec gegen
Südwest passiert hatten. Hinter der eigenen Front drängten sie jedoch nicht nach.
Am 6. November überschritt das XIV. Korps die W i s l o k a. Hiezu
würden die am Vortage ausgestellten Sicherungstruppen verstärkt und hatten
solange stehen zu bleiben, bis die nach Nordost vorgehenden Nachrichtendetache-
ments der 10. Kavallerie-Truppendivision die Vorpostenlinie - passiert hatten.