Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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Das Wirkuugsschießeu versagte jedoch ebenso wie am 23^ November voll¬ 
kommen. Wie sich später herausstellte, waren die Hindernisse unversehrt geblieben, 
die feindlichen Gräben samt der Besatzung und deren Nahkampfmittel waren in 
keiner Weise niedergekämpft. 
Trotzdem mußte der Augriff über besonders eingeholten Befehl durchgeführt 
werden. 
Die ersten Wellen gerieten, als sie um 2Uhr nachm. vorbrachen, sofort 
in das Abwehrfeuer der feindlichen Grabenbesatzung. Tapfer vorwärtsdringend 
kamen sie wieder bis an die Hindernisse, wurden aber dort durch das feindliche 
Maschinengewehrfeuer und durch Handgranaten aufgerieben. Die nachrückenden 
Wellen bezogen hierauf auf etwa 50Schritte vor den Hindernissen eine Stellung, 
gruben sich, soweit es ging, eiu und nahmen von hier aus den Kampf mit 
Jnfanteriefeuer und Handgranaten auf, da ein neuerlicher Sturm unter diesen un- 
günstigen Verhältnissen aussichtslos und sehr verlustreich gewesen wäre. Die 
erreichte Linie wurde bei Einbruch der Dunkelheit bis knapp an den Karrenweg 
zurückgenommen, wo die Kompagnien sich eingruben. 
Die Verluste des 4. Feldbataillons betrugen an Offizieren: Leutnant 
i. d. Res. Aman n, Fähnrich i. d. Res. V i k t o r i n nild Alber verwundet; all 
Mannschaften: 14 tot, 34 verwundet, 6 vermißt. 
Auch beim 2. Feldbataillon (Hauptmann K i r p a l) gelang der Durchbruch 
trotz der Tapferkeit der Angriffskompagnie und trotz anfänglicher Erfolge nicht. 
Auch hier war die Wirkung der Artilleriebeschießuug vollkommen unzulänglich 
gewesen. 
Um 2 Uhr 15 nachmittags begann der Jnfanterieangriff, der sofort ein 
heftiges Infanterie- und Maschinengewehrfeuer des Gegners auslöste. Um 
3 Uhr 15 waren bereits drei Züge der 8. Feldkompagnie in die feindliche Vor¬ 
stellung eingedrungen, wobei der Maschinengewehrzug des Offizierstellvertreter 
P i ch l e r bei der Niederhaltung feindlicher Maschinengewehre hervorragend 
wirkte. Auch Teilen der 5. und 6. Feldkompagnie gelang es, das größtenteils 
unversehrte Hindernis zu überwinden. Die schweren Verluste, das äußerst 
heftige Infanterie- und Maschinengewehrfeuer der feindlichen Besatzung aus 
nächster Nähe brachten jedoch den Angriff trotz Einsetzen der Reserven zum 
Stehen. Leutnant i. d. Res. W u s ch k a u, der Kommandant der 5. Feld- 
kompagnie, war gefallen. Das Abwehrfeuer des Geguers war derart heftig, daß 
auch die 8. Feldkompagnie den errungenen Vorteil nicht behaupten konnte und 
ebenso wie die 5. und 6. hinter die feindlichen Hindernisse zurückgehen mußte. 
Um 5 Uhr nachmittags befahl das Brigadekommando die Zurücknahme der 
Angriffstruppen in ihre Ausgangssituation, da die Meldung eingetroffen war, 
daß beim Gegner Unterstützungen in der Stärke einer Brigade im Anmärsche seien. 
Der Gefechtsbericht des Bataillons hob das besonders schneidige Verhalten 
des Oberleutnant i. d. Ref. P a y e r, des Leutnant i. d. Res. A n w a n d e r 
Arnold der 8. Feldkompagnie, des Hauptmann Kilian und Leutnant Moser 
der 6., ferners des Leutnant W u s ch k a n der 5. Feldkompagnie, sowie einer 
großen Anzahl von Unteroffizieren und Mannschaften hervor.*) 
An Beute wurden 4 Gefangene, eiu Maschinengewehr und 2 Handgranaten- 
werser eingebracht. 
Verluste des 2. Feldbataillons all diesem Gefechtstage: Leutnant i. d. Res. 
W u s ch k a u der 5. Feldkompagnie und 22 Jäger tot, Leutnant Moser (6.), 
*) Unterjäger Sonn Weber Alois (aus Ehrwald, Rcutte, Tirol) führte an diesem 
Tage seine Sturmpatrouille besonders geschickt bis an das Drahthindernis des Feindes, 
drang nach kurzem Handgranatenkampf mit Oberjäger Beck nnd seinen Leuten in die Stellung 
ein und hielt den eroberten Grabenteil auch im schwersten Feuer. Hiebei fand der brave 
Unteroffizier den Heldentod. Für sein außerordentlich geschicktes und tapferes Verhalten erhielt 
er die goldene Tapferkeitsmedaille.
	        
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