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wurde der Hochgebirgszug (Kommandant Leutnant i. d. Res. Gelmini Ant. v.)
als erste Welle der Sturmkompagnie bestimmt. Bon der Handmaschinengewehr-
abteilung waren 2 Gewehre beim Hochgebirgszug, eines bei der Patrouille des
Oberleutnant Fitztum eingeteilt.
Kurz vor Beginn der Artillerievorbereitung (6 Uhr früh) ging die erste
Sprengpatrouille bis an das feindliche Hindernis vor uud entzündete die Spreng-
ladung. Als aber die Explosion erfolgte, nahm der Gegner die Sprengstelle
sofort' unter heftiges Infanterie- und Maschinengewehrfeuer, fo daß die zweite
Sprengpatrouille, welche zur Sprengung der zweiten Hinderniszone hätte vor¬
gehen sollen, beträchtliche Verluste erlitt. Die feindliche Besatzung konnte unge-
hindert ihr Abwehrfeuer abgeben, da sich die Eröffnung des eigenen Artilleriefeuers
verzögert hatte. Trotz wiederholter Signale mit den verabredeten roten Leucht-
rateten setzte das Artilleriefeuer erst um 6 Uhr 10 füh ein. Mittlerweile hatte
die zweite Sprengpatrouille nach Einstellung von Ersatzleuten wiederholt versucht,
an das feindliche Hindernis heranzukommen. Die immer neuen Verluste machten
iedoch jeden weitereu Versuch unmöglich. Auch eine Sturmpatrouille unter
Unterjäger Ratschiller wollte aus eigenem Antriebe bis an die Drahthinder-
nifse vorgehen, wurde aber gleichfalls durch das feindliche Feuer niedergehalten.
Der brave Unteroffizier wurde hiebei mit einigen seiner Leuten verwundet. Ins
zweite Hindernis konnte somit keine Bresche gelegt werden.
Das immer stärker werdende Artillerie- und Minenwerferfeuer des Gegners
verursachte auch bei der deckungslos und zum Vorbrechen bereitgestellten Sturm-
Kompagnie immer mehr Verluste. Ein Vorgehen der Sturmpatrouillen gegen
das noch vollkommen intakte und vom feindlichen Feuer bestrichene Hindernis
wäre daher ein unnützes Opfern der braven Mannschaft gewesen. Da auch diesmal
kein Erfolg zu erwarten war, wurde der Befehl zur Rücknahme der Kompagnie
gegeben. Das Unternehmen schien wieder gescheitert. Als es aber Abteilungen
des JR. 14, die bessere Angriffsverhältnisse hatten, gelang, an einigen Stellen
in die feindlichen Gräben einzudringen, ging ein Teil der Sturmkompagnie, der 4
sich inzwischen beim Bahnwächterhaus südlich Cismon gesammelt hatte unter Füh-
rung des Leutnant Kreis und Olbrich neuerdings vor. Ihnen schloß sich
ein Teil des Hochgebirgszuges und der Hdmgabteiluug") an. Im Vorrücknngs-
räume der Vierzehner war indessen auch der Tunnel in Besitz genommen worden.
Die Sturmkompagnie des Regiments setzte ihre Vorrückung derart fort, daß
Leutnant K r e i jj/ oberhalb, Oberleutnant Schäfer im Tunnel und Leutnant
O l b r i ch auf der Straße vorgingen. Hier erhielten die Gruppen vom rechten
Ufer, das noch nicht im eigenen Besitze war, starkes Infanterie- und Maschinen-
gewehrfener, durch welches Oblt. Schäfer, Lt. O l b r i ch und eine Anzahl von
Jägern verwundet wurden. Unter Führung des Leutnant Kreiß rückte aber
der Rest der Kompagnie bis zur Kapelle südlich San Marino vor, mußte
hier jedoch, da der Feind sich wieder stellte und das weitere Vorgehen verhinderte,
einen Bergrücken besetzen und den Feuerkampf aufnehmen. Nach Eintreffen von-
Verstärkungen wurde der stark gelichtete Rest der Kompagnie abgelöst und in den
Tunnel zurückbefohlen. Auch der Hochgebirgszug, der anfangs wegen des feind¬
lichen Feuers vom rechten Ufer nicht vorwärtskommen konnte, traf bald im
Tunnel ein, wo er durch zwei Artillerietreffer einen Verlust von 1 Toten und
6 Verwundeten erlitt. Am Abende des 23. November wurde die Sturmkompagnie
wieder vorne eingesetzt, um am 24. November mittags wieder herausgezogen zu
werden und nach Eintritt der Dunkelheit zum Regiments einzurücken. Die
Verluste der Sturmkompagnie, des Hochgebirgszuges und der Hdmgabteilung
betrugen: 3 Tote uud 25 Verwundete. Der Stand der Sturmkompagnie betrug
am Abende des 23. November: 2 Offiziere und 39 Mann.
*) Hdmg. = Hnndmaschinengewehr oder leichtes Maschinengewehr.