Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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diesem Tage den Höhepunkt erreichte. Oberst V o n b a n k betonte in einer 
Ansprache an die Offiziere des Regimentes die Notwendigkeit des Durchhaltens 
und die Wichtigkeit des der Gruppe übertragenen Flankenschutzes. 
Am 11. September machte sich schon in den Frühstunden das _ russische 
Artilleriefeuer bemerkbar. Zu einem Jnfanterieangriff kam es jedoch nicht, weil 
schon um 6 Uhr früh die weitere Rückzugsbewegung angeordnet worden war. Sie 
wurde im heftigen russischen Artilleriefeuer durchgeführt; die feindliche Infanterie 
drängte jedoch nicht nach. 
Bei Werchrata gab es arge Stockungen. Trains und Truppen aller Art 
erfüllten den Ort und stauten sich vor der Brücke. Eine schier unentwirrbare Masse 
von Fuhrwerken, Reitern, Fußtruppeu suchte die Brücke zu passieren. Es 
bedurfte aller Energie der Offiziere, den Verkehr wenigstens so zu regeln, damit 
nicht eine vollkommene Verstopfung des Überganges eintrat. 
Das Regiment marschierte um den Ort herum nach P r u s i e, überschritt 
die Niederung und erreichte um 2Uhr nachmittags den Ort K o w a l e. Hier 
wurde auf die Nachricht, daß die Russen stark nachdrückten, eine neue Nachhut- 
stellung auf den Höhen beiderseits des Ortes bezogen. 
Den linken Teil derselben besetzte das 2., den rechten das 3. Feldbataillon. 
Das 1. Feldbataillon bildete hinter dem Orte die Reserve. 
Der Gefechtstrain, der wegen der schlechten Wegverhältnisse und der 
andauernden Nachhutgefechte bisher nicht zum Regiments gelangen konnte, traf 
in den Abendstunden ein, so daß endlich nach langer Zeit wieder warme Kost 
verabreicht werden konnte. 
Inzwischen war auch an der übrigen Schlachtfront eine ungünstige Wendung 
eingetreten. Die schwerkämpfende 1. Armee mußte schrittweise vor der russischen 
Ubermacht zurückweichen, die zwischen ihr und der Gruppe Erzherzog ein- 
gedrungenen russischen Kräfte drohten gegen die Rückzugslinie der 4. Armee vor- 
zustoßen. Es mußte daher das Armeeoberkommando den schweren Entschluß 
fassen, die Schlacht bei Lemberg noch vor den Entscheidung abzubrechen und die 
Armeen zurückzuführen. 
Während des nun folgenden Rückzuges des XIV. Korps erhielt das 
Regiment die ehrenvolle Aufgabe, mit zwei reitenden Batterien die Nachhut der 
8. Division zu bilden. 
12. September. In dieser Eigenschaft hatte es bereits bei K o w a l e das 
Abfließen der Trains zu decken und verblieb in der rasch technisch verstärkten 
Stellung bis 8 Uhr früh, zu welchem Zeitpunkte der Train der Division den Ort 
Einsingen passiert hatte. Das im Verhältnis der Regimentsreserve stehende 
1. Feldbataillon hatte um 6 Uhr früh das 4. TJR. aus seinen Stellungen abgelöst. 
Im weiteren Verlauf des Rückmarsches gab es am 12. September nördlich 
der Wasserlinie H r y n i e neuerlich eine gefährliche Trainstockung, in welche 
russische Artillerie hineinfeuerte und die Verwirrung verstärkte. Im wilden 
Durcheinander suchten die verschiedenen Trainkolonnen einander vorzufahren, 
verließen hiezu teilweise die Straße und blieben unrettbar im Sumpfe stecken. Um 
wenigstens die Pferde zu retten, mußten die Stränge abgeschnitten und die Fuhr- 
werke zurückgelassen werden. Eine große Anzahl übermüdeter, abgehetzter 
Kavalleriepferde, erschöpfte Trainzugspferde mußten, da sie nicht vorwärts gebracht 
werden konnten, ihrem Schicksale überlassen werden. 
Um vom Train zu retten, was noch zu retten war, bezog das Regiment 
neuerdings eine Nachhutstellung, die besonders am linken Flügel von Kosaken 
und vom Feuer der russischen Artillerie hart bedrängt wurde. Bei Abwehr der 
Kosakenangriffe tat sich die 9. reitende Artilleriedivision besonders hervor. 
Erst um die Mittagszeit konnte der Regimentskommandant den Befehl zmn 
Abbrechen des Gefechtes und zur Fortsetzung des Rückmarsches geben. Durch 
diesen Aufenthalt war jedoch die Verbindung mit der Division verlorengegangen.
	        
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