Der Winter brachte für die Besatzung des ganzen B o r c o I a - Abschnittes
viele Entbehrungen und große Lawinengefahren.
Besonders letztere zwangen oft zur Räumung von Unterkünften und
erschwerten den Verpflegs- und Brennmaterialzuschub außerordentlich. Am
schwierigsten gestalteten sich in diesem Belange die Verhältnisse beim 4. Feld-
bataillon, wo der Höhenunterschied zwischen Sektion 14 und 19 zirka 800 Meter
betrug und auf einem steilen, im Zickzack verlaufenden Wege nur durch Träger
bewerkstelligt werden konnte. Er war im Winter im unteren Teile stellen-
weise ausgetreten, im oberen wegen der großen Schneemassen ausgeschaufelt,
verlief noch im Mai zwischen 2bis 3 Meter hohen Schneewänden oder durch
Schneetunnels und lag stellenweise im feindlichen Artilleriefeuerbereiche. Die
Versorgung dieses Abschnittes war daher sehr zeitraubend und kräfteverzehrend.
Der Zuschub erfolgte für den ganzen Abschnitt des Regiments von der in einem
Wäldchen hinter dem Passe gelegenen Hauptfassungsstelle, deren Auffüllung eben-
falls viele Kräfte in Anspruch uahm. Für den Holztransport waren beispiels-
weise täglich 50, für den Verpflegszuschub 40 Tragtiere notwendig. Um die
einzelnen Stelluugsteile während eines Trommelfeuers oder während eines mehr¬
tägigen Schneesturmes vom Znschnbe unabhängig zu machen, wurden in allen
Sektionen sogenannte „Höhen- uud Trommelfeueroepots" angelegt und mit Vor-
räten für mehrere Wochen ausgestattet.
Bei Einrichtung und Durchführung der Zuschubsvorsorgen für den gesamten
Regimentsabschnitt machte sich der tatkräftige Proviantoffizier Oberleutnant
I u ch besonders verdient.
Das Abschnittskommando (Regimentskommando) hatte seinen Standpunkt
im Winter in Z o r r e r i, im Sommer an der Ostseite des T e r r a g n o l o -
tales zwischen Z o r r e r i und der Stellung.
Die im Abschnitte befindliche Artillerie unterstand dem Artillerieabschnitts-
kommando B o r c o l a (Oberstleutnant S r d n i n k o).
Solange das Regiment im B o r c o l a - Abschnitt war, das ist bis anfangs
September, spielten sich keine großen Kampfhandlungen ab, doch stellte der Winter
mit seinen Schneestürmen und Lawinen große Anforderungen an die körperliche
Leistungsfähigkeit der Besatzung.
Der Dienst im Schützengraben, wie auch der Trägerdienst gestaltete sich bei
den Unbilden des Hochgebirgswinters sehr anstrengend und aufreibend. Als aber
die bessere Jahreszeit eintrat, zeigten zahlreiche gelungene Unternehmungen und
Patrouilleugäuge, daß der Angriffsgeist uud die Unternehmungslust der Ab-
teilungen des Regimentes während des ruhigen Stellungskrieges nicht nach-
gelassen hatte.
7. März. Die Monate März und April brachten viele starke Schnee¬
fälle und große Lawinengefahr, welch letzterer nur durch weitreichende Vorsichts-
Maßregel begegnet werden konnte. Beim Regimentskommando und bei jedem
Bataillonsabschnitt war ein Offizier als alpiner Referent bestimmt, der auf Grund
der Wettervorhersage der „Feldwetterstation 9 Südtirol" und der momentanen
Witterungsverhältnisse bei Lawinengefahr alle Vorsichtsmaßregeln zu bestimmen
uud bei Unglücksfällen die Rettungsarbeiten mit alpinen Rettungspatrouillen zu
leiten hatte.
In diese Zeit ' siel die Formierung bezw. Neuaufstellung der technischen Jäger-
kompagnie. Sie hatte aus sovielen technischen Zügen zu bestehen, als Bataillone bei einem
Regiment« vorhanden waren. Ihr zugeteilt war der „Nahkampfmittelzug", der für die
Bedienung eines Scheinwerferschwarmes für 30 cm Scheinwerfer und eines für 45 cm Schein-
Werfer und für die Bedienung zweier N cm und eines 12cm Minenwerfers und zweier
Granatwerfer bestimmt war.
Auch wurde der Regimentstelefonzug aufgestellt, der aus dem Regiments-Teleson-
schwärm (1 Bau- und 2 Stationsgruppen) und aus den Bataillons-Telesonschwärmen (je ein
Bau- und 6 Stationsgruppen), ferners aus einem Meldereiterschwarm bestand.