Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

_ 41 — 
war Reserve hinter dem rechteil Flügel. Links im Anschlüsse befand sich das Feld- 
jägerbataillon 14, rechts das 4. TJR. 
Im Laufe des Tages wurden die Stellungen verstärkt, am Hange hinter 
den Kampfgräben Scheinstellungen errichtet, Munition verteilt und auch Offizieren 
und Mannschaften nach langer Zeit wieder einmal warme Kost verabreicht. Aus 
nordöstlicher und östlicher Richtung war starkes Geschützfeuer vernehmbar. 
Die gedrückte Stimmung nach dem schweren Kampftage des 7.September 
uud nach den anstrengenden Märschen war überwunden und hatte einer zuver- 
sichtlicheren Platz gemacht. Der voraussichtliche Angriff wurde mit Ruhe erwartet. 
Um gegen Überraschung während der Nacht gesichert zu sein, wurden 
Beobachtungspatrouillen vorgeschoben. Die Kompagnien nächtigten in den 
Kampfgräben. 
Das Wetter hatte sich aufgeheitert. Die Ruhe der sternenhellen Nacht wurde 
nur durch fernen Kanonendonner unterbrochen. Schaurig schön war der Anblick 
der vor der Front hell auflodernden, von den Russen angezündeten Dörfer. Sie 
zeigten im weiten Umkreise die Spitzen der russischen Marschkolonnen an. 
Bereits in den Morgenstunden des 9. September machte sich der nachdräu- 
geude Feind bemerkbar. Die Beobachtungsposten meldeten vorfühlende russische 
Patrouillen. Bald setzte auch das Feuer offen aufgefahrener russischer Batterien 
ein, die infolge ihres größeren Ertrages von der eigenen Artillerie nicht erreicht 
und bekämpft werden konnten. Das feindliche Feuer nahm immer mehr zu, 
verursachte aber keine Verluste, da es hauptsächlich die gutangelegten Scheinbauten 
zum Ziele hatte. Die Mannschaft fühlte sich hiebei so sicher, daß sie von den bis 
an die Kammlinie herangefahrenen Fahrküchen trotz der ringsumher einschlagenden 
Granaten den beliebten Kaffee faßte. 
Die russische Infanterie ging nur zögernd vor und war in den ersten 
Vormittagsstunden erst ans eine Schußdistanz von 1800 bis 2000 Meter heran- 
gekommen. Der Hauptstoß schien sich gegen die vom Feldjägerbataillon 14 besetzten 
Stellungsteil zu richten. 
Bevor jedoch die russischen Linien auf wirksame Gewehrfchußdistauzen 
gekommen waren, wurde um 11 Uhr 45 vormittags vom Brigadekommando der 
Rückzugsbefehl ausgegeben. Das 1. Feldbataillon begann die rückgängige 
Bewegung, ihm folgte das 2., das 3. Feldbataillon hatte ihn zu decken. Das 
sogleich einsetzende heftige Verfolgungsfeuer der russischen Artillerie brachte 
schwere Verluste. 
Trotzdem ging der Rückzug vollkommen geordnet vor sich, erst vor der 
Brücke bei Z u r a w i e ck a gab es Stockungen und Vermischung von Verbänden. 
Freiwillig sich meldende Mannschaften der 5. und 6. Feldkompaguie hielten den 
Ubergang solange, bis alle Truppen, Trains und Anstalten ihn passiert hatten und 
sprengten die Brücke nachher in die Luft. 
Im Laufe des 9. September und während des Rückzuges wurden verwundet: 
Der stellvertretende Kommandant des 2. Feldbataillons Hauptmann K s ch w e n d 
schwer, ferners Leutnants i. d. R. R e i ß und U r b a n e k des 1. Feldbataillons, 
vom 3. Feldbataillon Leunant i. d. R. M a j ; letztere drei gerieten auch in 
Gefangenschast. 
Die Brigade sammelte sich im Räume L u b y c z a - D e b y, wo das Regiment 
eiue Nachhutstellung bezog und zwar das 1. Feldbataillon im nördlichen Abschnitte 
vom Waldrande östlich M a j d a n bis zur Kirche von L u b y c z a - K u i a z i e, 
das 2. Feldbataillon im südlichen bis zum M. H. D e b y, das 3. Feldbataillon 
bildete die Regimentsreserve. Die bezogene Stellung war sehr ungünstig und bot 
geringe Ausschußmöglichkeiten. 
Infolge der Gefechtsverluste der letzten Tage und des großen Kranken- 
abganges waren die Kampfstände der Kompagnien stark gesunken. Die des 
1. Feldbataillons hatten einen durchschnittlichen Stand von 40 bis 50 Mann.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.