Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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Italienischer Angriff am 9. und 10. September. 
(Siehe Ansichtsskizze 2 und 3.) 
Am 9. September*) herrschte entgegen der sonstigen lebhaften Artillerietätig- 
keit auffallende Ruhe. Dieser Umstand und die Aussage der Gefangenen über 
einen bevorstehenden Angriff am 10. September ließen auf einen baldigen Beginn 
eines feindlichen Vorstoßes schließen, der auch tatsächlich am 19. September ein- 
setzte. Vormittags war bereits ein Vorschieben italienischer Infanterie gegen die 
Sektionen 4 und 5 zu bemerken. Sie rückte bis auf etwa 500 Schritte heran und 
deckte sich hinter Sandsäcken. Auch in der Richtung auf den linken Nachbar- 
abschnitt (Pasubio) war von Cogolo Alto ein italienisches Bataillon im 
Vorgehen gegen den Pasubio gesichtet worden. 
Bald standen auch die Pasubiostellung und unsere Sektionen 3 bis 6, ferners 
die Räume dahinter unter heftigem Vorbereitungsfeuer aller Kaliber, das sich 
gegen Mittag zusehends verstärkte und nach einer Feuerpause von einer halben 
Stunde wieder mit umso größerer Heftigkeit einsetzte. 
Als es um 2 Uhr nachmittags neuerdings verstummte, brachen gleichzeitig die 
italienischen Sturmwellen in dichten Massen zum Angriffe vor. Im sofort ein- 
setzenden Abwehrfeuer der Grabenbesatzung und der Minenwerfer kamen sie jedoch 
nur bis au das Hindernis, wo der Angriff zusammenbrach. Nur in der Sektion 5 
gelang es dem Feind an einer Stelle einzudringen. Ein rasch durchgeführter 
Gegenangriff der Seitionsreserve warf ihn aber sehr bald wieder hinaus, bevor 
noch die vom Bataillonskommando in Marsch gesetzte Reserve (Pionierkomp. 1/10) 
am Kampfplatze eingetroffen war. Um 4 Uhr nachmittags war der Angriff restlos 
abgewiesen. Die italienischen Sturmwellen hatten sich aber zwischen den eigenen 
und ihren Stellungen in einer von der Sektion 5 etwa 500 Schritte entfernten 
Linie festgesetzt. 
Das Unternehmen kostete den Italienern große Opfer; sie dürften schätzungs- 
weise annähernd 300 Mann an Toten verloren haben; vor der Stellung allein 
lagen etwa 100 Leichen. 
Außerdem mußten sie 68 unverwundete und 5 verwundete Gefangene in der 
Hand des Verteidigers zurücklassen. 
An Verlusten waren zu beklagen: Fähnrich i. d. Res. von Schleinitz 
gefallen, Leutnant i. d. Res. Kraft und Fähnrich i. d. Res. S ch a m s schwer, 
Leutnant i. d. Res. Pohl und Kadettaspirant Holzt leicht verwundet. Von 
der Mannschaft waren 14 Mann tot oder verwundet. 
Nachts flaute die Artilleriebeschießung allmählich ab, nur Jnfanteriefener 
hielt mit wechselnder Stärke an. 
Eine Abteilung von etwa 100 Italienern, die sich im Laufe des Angriffes 
unterhalb des eigenen Stellungsteiles auf der P a s u b i o - Platte eingenistet hatte 
und die Sektion 6 flankierend unter Feuer nahm, zog sich am 19. September, den 
eintretenden Nebel ausnützend, auf ihre Hauptstellung zurück. 
Nachmittags machte der Geguer nochmals einen schwachen Angriffsversuch 
und brach nach einem viertelstündigen Vorbereitungsfeuer um 2 Uhr 45 gegenüber 
der Sektion 4 und 5 aus seinen Gräben hervor. Nach einer halben Stunde war 
auch dieser Angriff gänzlich abgeschlagen. 
Das Artillerie- und Minenwerferfeuer dauerte aber weiterhin bis zum Ein- 
bruch der Dunkelheit an; einen Vorstoß wagten die Italiener nicht mehr. 
Nachts brachte eine Patrouille einen Gefangenen des 4. Alpmiregimentes 
— Bataillon Vieenza — ein, der bei den Toten gelegen war und weder vor 
noch rückwärts zu gehen gewagt hatte. 
*) Am 9. September hatte der Regimentskommandant Oberst Fischer von See in 
Stellvertretung des beurlaubten Oberstbrigadiers von Merten das Brigade-, Major von 
K n r o v s k y das Regimentskommando übernommen.
	        
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