Volltext: Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 - 1918

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Nach einer kleinen Ruhepause setzten die Italiener ihre Versuche, den Stütz- 
Punkt in die Hand zu bekommen erst am 21. Oktober energischer fort. Ein inten- 
sives Artilleriefeuer ebnete alle Gräben ein und zerfetzte die Hindernisse. Aber auch 
diesmal wurde der um 9 Uhr abends angesetzte Jnsanterieangriff vom Fähnrich 
i. d. Ref. Rössel Oskar mit seiner Mannschaft glatt abgeschlagen. 
Regimentspioniere setzten, so gut es ging, während der Nacht die zerstörten 
Gräben wieder in Stand. 
Während am Vormittag des 22. Oktober auf dem Stützpunkte nur mäßiges 
Artilleriefeuer lag und um die Mittagszeit ein feindlicher Angriff noch leicht ab- 
geschlagen werden konnte, verstärkte sich nachmittags die Artilleriebeschießung zu 
außerordentlicher Heftigkeit. Sie war auf dem kleinen Raum von verheerender 
Wirkung. Die Erde wurde durch die zahllosen Granaten aufgeackert, die Gräber 
der in den letzten Tagen beerdigten Gefallenen aufgewühlt und die Gebeine heraus- 
geschleudert. Der Geruch der nun freiliegenden Leichen war kaum zu ertragen. 
Sämtliche Befestigungsanlagen waren hinweggefegt. Ein durch einen Voll- 
treffer verschüttetes Maschinengewehr der MGA. 2wurde beim Versuch«, es 
auszugraben, durch einen neuen Volltreffer gänzlich zerstört, die Mannschaft 
getötet. 
Die Beobachtungsposten, die in den Gräben dem Artilleriefeuer zum Opfer 
fielen oder verwundet wurden, mußten immer wieder durch neue ersetzt werden. 
Der Unterstand, in welchem die Verwundeten untergebracht waren, erhielt einen 
Volltreffer, der die Mehrzahl der noch Lebenden tötete. Bei Versorgung der Ver- 
wundeten tat sich ganz besonders der Bandagenträger Jäger S k a l e t hervor. 
Der Kommandant Kadett i. d. Res. R o i l o und Einj. Freiw. Zugssr. Fleisch- 
mann letzterer bereits am Vormittag durch einen Schrapnellschuß am Rücken 
verwundet, hoben durch persönlich tapferes Beispiel den Mut und die Ausdauer 
der Jäger. 
Gegen Abend war der größte Teil der Besatzung gefallen oder verwundet. 
Als daher die Italiener aus nächster Nähe einen stärkeren Jnsanterieangriff 
ansetzten, war die übriggebliebene kleine Heldenschar nicht mehr imstande, auf den 
Trümmern der Stellung die Übermacht abzuwehren. Bon der Besatzung kamen 
gegen Abend nur fünf Verwundete zurück. Unter ihnen wurde auch der Kom- 
Mandant Reserve-Kadett R o i l o verwundet und geistesgestört zurückgebracht. 
Eine sogleich abgeschickte Patrouille fand den Stützpunkt vom Feinde 
stark befetzt und konnte wegen zu heftigem Abwehrfeuer nicht herankommen. So 
waren die Italiener erst nach mehrtägigem, mit schwerstem Artilleriefeuer vor- 
bereiteten Angriffen und nach einem 'mehrstündigen Trommelfeuer, das den 
Stützpunkt vollkommen zusammenschoß, imstande, ihn im achten Angriffe in Besitz 
zu nehmen.*) 
Von einer Wiedergewinnung dieses exponierten Punktes wurde abgesehen, 
da er, wie der gegebene Fall zeigte, nicht zu halten war. Die neue Besatzung wäre 
nutz- und schutzlos einem erneuerten schweren Artilleriefeuer preisgegeben worden 
und ebenfalls erlegen. 
Für die I n f a n t e r i e st e l l n n g trat in den zwei nächsten Tagen etwas 
Ruhe ein. Immerhin lag langsames, aber andauerndes Artilleriefeuer auf den 
Stellungen. Nur gegen Col di Rode wurde inzwischen ein stärkerer Angriff 
geführt, in den das deutsche MG. beim U n t e r o f f i z i e r s p o st e n sehr wirk- 
sam eingriff. Soweit das kontinuierliche Artilleriefeuer es erlaubte, arbeitete die 
Besatzung mit größtem Eifer an der Wiederherstellung der zusammengeschossenen 
*) Um die Führung der Verteidigung des Stützpunktes 2250haben sich durch hervor- 
ragende Tapferkeit ausgezeichnet: Fähnrich i. d. Res. R o s s e l Oskar, Kadett i. d. Res. R o i l o 
Jakob,. W e l i ch o v s k y Adam und S a l a b e r g e r.
	        
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